Das Kreuz Christi, ein Realitätstest für die ökumenische Bewegung

Predigt von ÖRK-Generalsekretär Pfarrer Olav Fykse

''Um eins zu sein, muss die Kirche zu ihrer gemeinsamen Basis zurückkehren. Nichts als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten'', erklärte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit. Das Kreuz ist nicht bloß ein Zeichen religiöser Identität, fügte er hinzu, es ist der ''Realitätstest'' für die Kirchen und die ökumenische Bewegung.

Tveit predigte in einem Gottesdienst am 23. Februar im Ökumenischen Zentrum in Genf. Während des Gottesdienstes wurde er vom ÖRK-Exekutivausschuss formell in sein Amt als Generalsekretär eingeführt. Tveit, 49, ist Pastor und Theologe aus Norwegen und wurde im August 2009 zum siebten ÖRK-Generalsekretär gewählt. Er hat sein Amt am 1. Januar 2010 angetreten.

Aus der Perspektive der Auferstehung, sagte Tveit, „ (wird) das Kreuz zum Zeichen für Gottes Sieg über die Sünde und das Böse“ und „für Gottes bedingungslose Liebe zu allen Menschen“. Es ist auch die Wurzel jeder möglichen christlichen Einheit: „Wir sind als Christen eins, weil wir alle dieselbe Gabe empfangen“, dass Gott durch das Kreuz „mit uns und für uns“ ist.

Mit Bezug auf seine Aussage, dass das Kreuz „das Symbol dessen (ist), was die Kirchen der Welt verkündigen müssen. […] Nichts als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten“, räumte Tveit in seiner Predigt ein: „Das klingt nicht sehr diplomatisch.“ Dennoch könne diese Aussage der ökumenischen Bewegung „Substanz und Wegweisung“ bieten.

„Wie können wir dann die ökumenische Bewegung des Kreuzes in der heutigen Zeit am besten gestalten?“ fragte Tveit. „Und wie kann die ökumenische Bewegung eine Bewegung des Kreuzes sein – des Lebensbaums?“

Unter Berufung auf die frühen Kirchenlehrer wies er darauf hin: „Wenn Christus seine Arme am Kreuz ausstreckt, streckt er sie der ganzen Welt entgegen und umarmt alle Menschen.“ Die Exklusivität des Kreuzes „liegt genau darin begründet, dass es inklusiv ist“.

Für Tveit geht der Ruf der ökumenischen Bewegung über Erfolg und Misserfolg hinaus. „Ob wir gehört werden oder nicht, es ist unsere Berufung, das Kreuz miteinander zu tragen.“ Das kann bedeuten, in die Fußstapfen der Armen und Unterdrückten zu treten, die Last der Verzweiflung zu tragen, wenn wir uns nicht einig sind, und die Enttäuschung zu ertragen, wenn wir Probleme nicht lösen können.

Es bleibt dennoch unsere Berufung, so Tveit, „das Kreuz zu tragen bei unserer Suche nach Einheit“. „Und wir werden es zusammen tun, niemals alleine.“

Den Gottesdienst zur Amtseinführung des neuen ÖRK-Generalsekretärs leitete der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Pfarrer Dr. Walter Altmann. Unter den Teilnehmenden waren zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen, ökumenischen und internationalen Organisationen sowie Mitglieder des diplomatischen Corps in Genf.

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden Grußbotschaften überbracht von Jens Petter Johnson, Direktor des nationalen Rates der Kirche von Norwegen; Pfarrer Thomas Wipf, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes; Alain Stehlé, Präsident der

Versammlung christlicher Kirchen und Gemeinden in Genf; Pfarrer Dr. Setri Nyomi, Generalsekretär des Reformierten Weltbundes, im Namen der ökumenischen Organisationen im Ökumenischen Zentrum; Erzbischof Silvano Maria Tomasi, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen; und Bente Angell-Hansen, norwegische Botschafterin bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen.

Der ÖRK-Exekutivausschuss tagt vom 23.–26. Februar in Bossey bei Genf.

Vollständiger Wortlaut der Predigt des ÖRK-Generalsekretärs:

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Eine Aufzeichnung der Predigt (MP3-Format, auf Englisch) ist verfügbar (14Min30, 10Mb)


Pressemeldung des Ökumenischen Rats der Kirchen, 25. Februar 2010