Welche Kirchenreform brauchen wir? - Was ist unsere Mission?

Gemeinden nehmen sich selbst als einladend und ''offen für alle'' wahr, Milieu-Untersuchungen zeigen: Das stimmt nicht.

„Die evangelische Kirche kann, darf und soll sich verändern, damit sie die Menschen erreicht mit ihrer Kernbotschaft, dass Gott in Jesus Christus die Menschen liebt und Gemeinschaft mit ihnen will.“ Mit einem deutlichen Appell hat sich am 4. Juni die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber, dafür stark gemacht, dass Gemeinden offen und ehrlich prüfen, ob sie wirklich „offen für alle“ sind.

Dabei müssten sich in der Kirche zum Beispiel allein erziehende Mütter und Väter, junge Erwachsene in Ausbildung oder auch Jugendliche mit russland-deutschem Hintergrund einbringen und wohl fühlen können. Es gehe dabei nicht darum, Kirche für sie zu sein, sondern Kirche mit ihnen, sagte Bosse-Huber in Dresden.

Gerade angesichts des Rückgangs der Mitgliederzahlen und der nachlassenden Finanzkraft müssten die notwendigen Prioritätenentscheidungen in Gemeinden und Landeskirche von der Frage danach geprägt sein: Was ist unsere Mission? „Der Begriff Mission ist in den letzten 20 Jahren neu diskutiert und gefüllt worden. In der Theologie und in den Kirchenleitungen, aber auch in vielen Gemeinden gibt es ein neues Verständnis dafür, dass es darum geht, Menschen zum Glauben und zum gemeinschaftlichen Leben in der Kirche einzuladen“, so Vizepräses Bosse-Huber: „Viele Menschen suchen nach Sinn und nach Gott, fühlen sich aber aus verschiedenen Gründen nicht eingeladen, mehr als einmal in unsere Gottesdienste zu gehen oder an kirchlichen Angeboten teilzunehmen.“

Im Reformprozess gehe es für sie um die Verbindung von Tradition und Innovation in der Kirche, sagte Petra Bosse-Huber: „Es geht darum, das aktiv zu gestalten, was wir selbst gestalten können, aber andererseits das zu empfangen, was nur Gott uns schenken kann. Dabei hoffe ich, dass unser Vertrauen größer ist als die Angst, und dass das, was wir gewinnen können, stärker ist als das, was wir verlieren. Luther formulierte es einmal so: ,Es ist kein Sein, sondern ein Werden. (…) Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.’“