Schalom Ben-Chorin wurde am 20. Juli vor 100 Jahren geboren

Erinnerung an einen Juden, der ''aus dem deutschen Kulturkreis'' stammte, in Israel ''eine neue Heimat'' fand und nach dem Krieg ein ''Schwergewicht'' seiner ''Bemühungen'' auf den Dialog zwischen Juden und Christen legte.

"Ungewissheit erzeugt Misstrauen, Misstrauen erzeugt Hass, Hass erzeugt Gewalttaten. Wir alle müssen die Kettenreaktionen beim untersten Glied abbauen. Christen müssen mehr von Juden lernen und umgekehrt Juden von Christen mehr wissen, damit die Fremdheit verschwindet."

Schalom Ben-Chorin hat nach seinen Worten gehandelt. Als Religionsphilosoph und Schriftsteller trug er mit mehr als 30 Büchern und Hunderten von Artikel und Essays zum jüdisch-christlichen Gespräch bei. 1961 war er Mitbegründer der "Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen" beim Evangelischen Kirchentag. In seiner Jerusalemer Synagoge Har El beteten am Freitag Abend und am Sabbat Morgen regelmäßig neben den jüdischen Gemeindegliedern christliche Gäste.

Am 20. Juli 1913 wurde Schalom Ben-Chorin als Fritz Rosenthal in München geboren. Er studierte Germanistik und Religionswissenschaft in seiner Heimatstadt, verließ jedoch nach Verhaftungen und Misshandlungen Nazi-Deutschland 1935. In Israel nahm er den hebräischen Namen "Friede, Sohn der Freiheit" an. Als Journalist und Schriftsteller arbeitete er in Jerusalem. Dort gründete er auch die erste Synagoge (Har El) des Reformjudentums in Israel.
Ben-Chorin publizierte hauptsächlich in deutscher Sprache. Nur zwei seiner Bücher wurden ins moderne Hebräisch übersetzt.

In Deutschland wurde Ben-Chorin für sein Engagement zur Versöhnung zwischen Juden und Christen, Deutschen und Israelis mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: Er erhielt u.a. den Leo-Baeck-Preis, die Buber-Rosenzweig-Medaille, das Große Bundes-verdienstkreuz und den Bayrischen Verdienstorden. Die Universität München und die kath. theol. Fakultät der Universität Bonn verliehen ihm die Ehrendoktorwürde.

Der Autor von "Bruder Jesus" und "Mutter Mirjam" war ein wahrer Schüler des "Dialogphilosophen" Martin Buber. Schalom Ben-Chorin starb am 7. Mai 1999 in Jerusalem.
Im Evangelischen Gesangbuch finden Christ_innen Verse von Schalom Ben-Chorin, um ihre offene Schuld zu bekennen: "Und suchst du meine Sünde, flieh ich von dir zu dir" (EG 237); und um zu preisen, dass "so viel Blut auch schreit", "des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht".

Quellen und weitere Links:
Das anfangs genannte Zitat stammt aus Schalom Ben-Chorin, Zwischen neuen und verlornen Orten. Beiträge zum Verhältnis von Deutschen und Juden, München 1988 (1. Aufl. 1982).
Aufwww.ben-chorin.de ist auch Ben-Chorins Stimme zu hören.
Weitere Links sind gesammelt auf: www.exilarchiv.de

Dieser Beitrag ist Teil der Serie "Am Rockzipfel des Judentums - Freitags ein Denkanstoß aus dem Hause Israel"

in Anlehnung an Sacharja 8,23, wo der HERR der Heerscharen spricht:
"In jenen Tagen, da ergreifen, ja ergreifen zehn Menschen aus allen Sprachen der Nationen den Zipfel einer einzigen jüdischen Person und sagen: 'Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Mit euch ist Gott.'" (BigS)


Barbara Schenck, Juli 2013