Reich, bevor wir geboren wurden - Zu Calvins Verständnis der Schöpfung

Von Lukas Vischer

Im Blick auf Calvins Verständnis von Gott, dem Schöpfer, der Vorsehung im Allgemeinen und konkret in der Frage nach sozialer Gerechtigkeit, nach Zinsnahme, Sabbatruhe und Krieg kommt Vischer zu dem Fazit: Calvins Verdienst sei es, ''das alttestamentliche Denken der christlichen Kirche neu vermittelt zu haben''. Auch Menschen von heute rufe der Reformator dazu auf, ''zu den Maßen zurückzufinden, die Gott dem Menschen gesetzt hat''.

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1. Als Geschöpf auf Gott, den Schöpfer, angelegt

Der Mensch kann nach Calvin keinen Augenblick losgelöst von Gott gedacht werden. Der berühmte erste Abschnitt der Institutio macht dies von allem Anfang an klar. Indem wir Gott erkennen, erkennen wir uns selbst (Inst. I.1,1). Der Mensch ist als Geschöpf auf Gott angelegt und kann seine Bestimmung auf keine andere Weise als in der Beziehung zu Gott zur Entfaltung bringen. Gott hat ihn zur Gemeinschaft mit sich erschaffen. Nur wenn er seine
Aufmerksamkeit auf Gott richtet, wird ihm sein eigenes Wesen klar.
Seine Beziehung zu Gott ist allerdings zutiefst gestört, ja zerstört. Kein Wort ist Calvin stark genug, um den Zustand des Menschen vor Gott zu beschreiben: Unwissenheit (ignorance), Eitelkeit (vanité), Stolz (fierté), Armseligkeit (disette), Gebrechen (infirmité), Verwerflichkeit (perversité), Zerfall (corruption). Der Bruch mit Gott ist des Menschen eigene Schuld. Gott hat ihn mit Würde ausgestattet, der Mensch hat sie aufs Spiel gesetzt und dafür den Zustand der Verlorenheit eingehandelt.
Diese Verworfenheit gehört nicht zum eigentlichen Wesen des Menschen, es handelt sich nicht um eine angestammte Eigenschaft, sondern um eine Qualität, die der Mensch sich
angeeignet hat. Gott hat den Menschen nach wie vor in seiner eigentlichen Bestimmung vor Augen. Calvin wehrt sich gegen die Auffassung, dass der Mensch durch den Fall zu ‚Nichts’ geworden sei. [...]

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