Büttenpredigt zur Jahreslosung 2012

von Bernd Zielezinski, Essen

"Oh denkt sich jeder der dies liest, den eigne Schwäche oft verdrießt, endlich einmal ein praktisch Wort, das mir bläst meine Schwäche fort! Doch was so schön auf ersten Blick, das hat, scheint´s, irgendwie ´nen Trick."

Grüß Gott, ihr frommen Kirchenleut,
die ihr zur Kirch gekommen heut!

Ich grüße Euch von dieser Stelle
mit unserer Jahres-Bibelstelle.
Mit dem Vers, der uns soll begleiten
durch all des Jahres Jahreszeiten.

Von jetzt an bis zum nächsten Winter
gilt nun Brief zwei an die Korinther,
Kapitel zwölf, genau: Vers neun.
Der, der ihn liest, wird’s nicht bereu´n.

Dort spricht der Herr - klingt das nicht prächtig -
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.


Oh denkt sich jeder der dies liest,
den eigne Schwäche oft verdrießt,
endlich einmal ein praktisch Wort,
das mir bläst meine Schwäche fort!

Doch was so schön auf ersten Blick,
das hat, scheint´s, irgendwie ´nen Trick.

Zum Beispiel Fritz ein frommer Christ,
für den es oft nicht einfach ist:
Er liest den Spruch und find ihn klasse,
denn - er hat wenig Muskelmasse;
sowohl, zunächst, rein körperlich,
als wie auch quasi innerlich.

Ihm fehlt es einfach, stark zu sein.
Da scheint ihm – klar – der Spruch sehr fein.
Er denkt sofort: “Dies Pauluswort,
ist besser noch als Muskelsport.“

Das Schwachsein, endlich ist´s vorbei,
ganz wie im Comic mit dem Popey.
Er denkt an Popey den Matrosen,
den, der so liebt, Spinat in Dosen.
Macht wer auf den ein Attentat,
greift er zur Dose mit Spinat,
den Inhalt kippt er – weil gesund -
sofort als Ganzes in den Mund.
Er kaut ihn durch und schluckt ihn runter,
schon werden seine Muskeln munter
und was er vorher nicht geschafft,
macht plötzlich er mit Bärenkraft.

„Oh ja, mein Gott, so soll es sein!
Schick mir, oh Herr, die Kräfte dein!“
spricht unser Fritz als ein Gebet,
bevor er nachts zu Bette geht.

Und morgens geht er aus dem Haus
und denkt sich, treff ich heut den Klaus,
den aufgeblähten Muskelprotz,
den flachgeistigen Weichholzklotz,
den Aufschneider und Sprüchemacher,
heut einmal sind für mich die Lacher.

Will der mir heut das Wort verbieten,
dann werd ich ihm Paroli bieten
und mach ihn fertig diesen Wicht.
Mein Motto: 1000 Volt – kein Licht.
Und sag ihm krass in sein Gesicht,
was er mich einmal alles kann
- der wird sich aber wundern dann!
Und wenn der etwas Blödes spricht,
hau ich ihm einfach ins Gesicht.

Doch – wie ihr euch schon sicher denkt,
war unser Fritz bald sehr gekränkt,
Als abends er nach Hause geht
fühlt er sich nicht mehr als Athlet.
Statt zu stolzieren wie ein Pfau,
schlurft er daher – die Augen blau.

Es war für ihn der Super-Gau!



Doch mag es trösten unsern Fritz,
dass sein missglückter Geistesblitz
dem Grunde nach ist auch nicht fremd
selbst dem (Ex!)-Bundespräsident.

Auch der dacht ja, er hätt die Macht
und droht´ der Bild ganz unbedacht:
„Wenn ihr nicht sofort haltet an,
zu schreiben, was ich hab getan,“
(und spricht es auf die Box vom Diekmann!)
„wird meine Wut noch weiter gären:
Ich werde euch den Krieg erklären!“

Doch gings ihm ähnlich wie dem Fritz.
Acht Wochen klammert er am Sitz,
dem Bundespräsidententhron,
der Diekmann denkt: „Den krieg ich schon.
Ich leg mal nen Artikel nach
und warte ab, gemach, gemach,
bis er sich nicht mehr halten kann,
dann fällt der Apfel-Fallobst-Mann.“

So´n Scheiß! Der Krieg, den er erkoren,
der ging wohl scheinbar doch verloren.



Was lehrt uns dies? Der Wunsch nach Stärke
wirkt manchmal schlecht in unserm Werke.

Gar manches mal ist klüger dran,
wer mit der Schwäche leben kann.



Wer Stärke wünscht – zumal als Christ,
sollt sehen, wie es wirklich ist.
Wie Paulus unsre Stelle meint,
bevor er falsches tut und - - weint.

Zunächst, und das ist echt kein Witz,
gings Paulus fast wie unserm Fritz.
Er sah sich abgrundtief fast schwach
und hatte tiefes Ungemach.

Der tolle Paulus, „Missionator“,
der stark uns dünkt, wie´n Gladiator,
den wir seh´n als Missionsmaschine,
hat eine ganz verzweifelt Mine.
Als er schrieb den Korintherbrief
lief einfach alles völlig schief.

Denn er war in Korinth gewesen,
wie wir in seinen Briefen lesen,
und hatte Riesen-Scherereien.
und Angst, sich völlig zu entzweien
mit der Gemeinde in Korinth,
die ihm war wie ein eigen Kind
- wo plötzlich Superchristen sind.
Fast Christen-Gurus mit Visionen,
mit Gaben, die sie stets betonen,
mit Charismen in großer Zahl
und die Gemeinde fand´s - - - genial!

Der Paulus schien wie´n armer Wicht,
was diese können, konnt er nicht.
Sie treten immer strahlend auf
und setzen stets noch einen drauf
und gehen hart den Paulus an,
der für sie viel zu wenig kann:

„Ja, seine Briefe wiegen schwer,
doch spricht er life dann klingt er leer.
Ja, wenn er redet, klingt er kläglich,
das ist doch völlig unerträglich.
Auch tritt er gar nicht strahlend auf,
er hemmt des Evangeliums lauf!“

Und dann der Ärgste seiner Mängel:
Paul nennts: „Mich schlägt des Satans Engel“,
die übergroße Krankheitsqual,
für ihn (Zitat:) „im Fleisch ein Pfahl“.

Die Wissenschaft hat abgewägt,
was ihn da manchmal niederschlägt:
Vielleicht gabs Lebens-Situationen,
wo Paulus hatte Depressionen.
Vielleicht auch war´s Epilepsie.
Man stell´ sich vor die Szenerie:
Wie Paulus mitten im Gedränge
zu Boden geworfen vor versammelter Menge!

„Und der will ein Apostel sein?
Wenn ihr uns fragt, wir sagen „Nein!““

Und er ward furchtbar abgemeiert,
die Christen-Gurus nun gefeiert.

Und Paulus war dann völlig fertig,
fühlt´ sich fast selber minderwertig
und als vor Gott er damit geht
spricht er zu ihm ein Notgebet:
„Oh warum nimmst du nicht die Schande,
der du sonst sprengst der Fesseln Bande ?
Warum nur lässt du mir die Qual?
Warum nur scheint es dir egal?
Ja, dass ich leide, geht noch an,
warum aber hemmst du des Evangeliums Bahn?
Warum nur? Warum nur? Warum muss ich´s tragen?
Warum nur lässt Du mich fast gänzlich verzagen?“

Dreimal so hat Paulus zu Gott gefleht,
dreimal scheint´s hat Gott seine Gebete verschmäht.

Bis endlich er hört jenes tröstendes Wort,
das von nun an bestimmt seinen geistlichen Ort.

Gott ermutigt den Paulus, sich ins Leben zu fügen:
„Lass dir an meiner Gnade genügen,
denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
(ich ergänz:) Ich, Gott allein, bin einzig allmächtig.



Oh ich wünschte ihr lerntet, wenn ihr seid wie Fritz:
Es geht leider nicht um der Kräfte Besitz,
sondern darum, dass Gottes ohnmächtige Kraft
sein Werk wohl nicht selten in der Schwäche grad schafft,
dass also für uns die Schwäche wird bleiben
und wir in der Schwäche, mit ihr das betreiben,
was Gottes Weg ist für unsere Welt,
für die er in seinen Dienst uns gestellt.



Nur eines möchte ich zum Schluss noch betonen
und will euch von weiteren Worten verschonen:

Es ist in dem Sätzlein das wichtigste Wort -
hört man´s falsch, fliegt der ganze Sinn mit ihm fort:

Es ist dieses Wörtchen, übersetzt meist mit „Gnade“
ein zwiespältig Wort, das ist eigentlich schade.
Denn wenn „Gnade“ wir hören, denken wir an „Gericht“
Dann ist Gott wie ein Richter, auch wenn gnädig er ist.
Im Original aber steht griechisch „Charis“ da.
Das „Charis“ vom deutschen Wort „Charisma“.
Übersetzt: Anmut, Schönheit, sich herabneigen zu,
Heil, Güte, auch Dank ein ganz großes DU.
Ein Gegenbegriff zu autoritärem Gehabe.
Es ist Zuwendung, Zuneigung, göttliche Gabe.
Genügen soll Paul nicht entlassene Schuld,
sondern Zuneigung Gottes, seine Liebe und Huld.

Und als Paulus dies hörte, da wusste er: Ja!
Auch in meiner Schwäche ist Gott für mich da.


Und vor seinen Augen ein Gemälde entstand:
Mit Menschen in Szenen aus dem Heiligen Land,
die lang schon zurück Gottes Charis erfahren,
obwohl, besser: weil auch sie Schwachmenschen waren.
Er sah Sklaven, befreit, im Heilige Land,
sah Mose, der stets sich selbst unfähig fand,
Und er sah David mit Goliath,
sah den Knaben von einst als König im Staat.
sah Propheten, Elia, an dem Bache Krit
nicht mehr fähig zu tun einen einzigen Schritt.
Er sah Frauen, scheints unfähig Kinder zu kriegen,
sah in ihren Armen die Stammhalter liegen;
sah Sahel, Rebecca, Rahel und Hanna
und er wusste auch da Gottes „Charis“ war da.

Und er sah Menschen warten auf den göttlichen Heiland,
einen Retter, mit Macht, im Königsgewand,
den man schließlich im Stall in der Krippe fand.

Und über dies Bild da schrieb er bedächtig:
„Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“


Nun, am Ende der Predigt, wer vermisste es nicht
fehlt jetzt eigentlich nur noch die Moral der Geschicht:

Wenn du strotzt vor Gesundheit, explodierst voller Kraft,
dann freu dich und jubel, sei wer, der was schafft.

Aber wenn du dich fühlst wie der Fritz vom Beginn,
dann wünscht ich, dir wär der Apostel im Sinn,
der manchmal sich fühlte ganz schwächlich zwar,
doch letztendlich der größte Apostel war.

Und ganz lebenspraktisch, da bleibt es dabei
damit ist die Predigt dann auch vorbei:

Gar manches mal ist klüger dran,
wer mit der Schwäche leben kann.


Pfr Bernd Zielezinski, Februar 2012, Essen / Holsterhausen
Und Sara lachte ... Witze etc.

''...der Humor spielt mit dem Überschuss an menschlichen und göttlichen Möglichkeiten und nimmt bereits vorweg, was noch im Charakter der Verheißung ist (Matthiae). Glaubensaussagen ist daher der Charakter des Komischen immer bereits inhärent. Darin liegt auch der Grund, warum Erzählungen über Gotteserfahrungen meist gar nicht ohne die Anwendung von Mitteln der Komik auskommen...'' - Gisela Matthiae, Humor im AT, WiBiLex