'Digitalisierung muss den Menschen dienen'

'Total digital?!': Politikertagung der Evangelischen Kirche von Westfalen


Diskutierten über Digitalisierung und deren Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft (von links): Christina Kampmann MdL, Staatssekretär Christoph Dammermann, Moderator Michael Stein, Klaus-Peter Jansen und Christian Dopheide © EKvW

'Die Macht der Algorithmen dürfen wir nicht den Konzernen und Programmierern überlassen.' Das hat Präses Annette Kurschus auf der Politikertagung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in Haus Villigst (Schwerte) betont. Kurschus: 'Es geht um viel. Es geht darum, wie wir als Gesellschaft leben wollen.'

„Wir müssen um unserer Botschaft willen das Internet und die Digitalisierung als Raum der Kommunikation annehmen“, sagte die leitende Pastorin vor rund 100 Gästen aus Politik und Kirche. „Schlicht und einfach deshalb“, so Kurschus weiter, „weil das Evangelium zu den Leuten will.“ Das Netz sei für Christen auch ein Raum der Kommunikation des Evangeliums.

„Wir benötigen einen aktiven Dialog darüber, wie mit mehr Produktivität und dem daraus resultierenden Wohlstand zugleich Beschäftigungsformen gefördert werden können, in denen Arbeitskräfte ohne ‚digitale Anschlussfähigkeit‘ auskömmlich arbeiten können.“ Das forderte Klaus-Peter Jansen, Referent für Arbeit 4.0 und Technologietransfer beim Technologienetzwerk „it’s owl“.

Digitale Technologie habe ein enormes Wertschöpfungspotenzial, ihre aktive Nutzung sei für Deutschland überlebenswichtig, so Jansen weiter. Doch während Menschen im Alltag weitgehend unbefangen und vorbehaltlos mit der Digitalisierung umgingen, würden im Diskurs um Arbeit 4.0 überwiegend Schreckensszenarien thematisiert.

In der Bildungsarbeit sei es nötig, Berufsbilder sowie Ausbildungs- und Studieninhalte zu modernisieren und mit den Erfordernissen der digitalen Wirtschaft und der digitalen Gesellschaft zu synchronisieren. Demgegenüber brauche es eine Kirche, die sich als Ort der „ungekünstelten, uninszenierten Wahrhaftigkeit, der Gemeinschaft und der Spiritualität“ präsentiere.

„Wir wollen Nordrhein-Westfalen zum digitalen Vorreiterland machen: durch bessere Rahmenbedingungen für digitale Start-ups und Geschäftsmodelle und durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur und digitaler Angebote.“ Das unterstrich Christoph Dammermann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW. Ziel der Landesregierung sei es, den Alltag der Bürgerinnen und Bürger durch die Digitalisierung zu erleichtern.

„Die Digitalisierung kann die Türen für eine bessere Zukunft öffnen, wenn Politik die Weichen auf bessere Bildung, stärkere Mitbestimmung und Teilhabe stellt“, so Christina Kampmann MdL, Sprecherin des NRW-Ausschusses für Digitalisierung und Innovation. Wichtig sei, dass alle Beteiligten frühzeitig und umfassend in digitale Transformationsprozesse miteingebunden werden. Kampmann: „Digitalisierung muss vom Menschen her gedacht werden und den Menschen dienen.“

Maximale Steuerungsmöglichkeiten forderte Christian Dopheide, Theologischer Vorstand der Evangelischen Stiftung Hephata, angesichts von Big Data. „Als Mensch, dessen Daten gesammelt werden, wünsche ich mir, dass ich mir aussuchen kann, in wessen Hände ich meine Daten gebe“, so Dopheide.