'Eine inakzeptable Negativzeichnung des Zionismus'

Hessen-Nassau: Jüdische Gemeinden und EKHN kritisieren Israel-Rede scharf


Spitzentreffen zwischen dem Verband Jüdischer Gemeinden in Hessen und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 2019 mit (v.l) Friedhelm Pieper, Jehoschua Ahrens, Daniel Neumann, Jacob Gutmark, Volker Jung, Ulrike Scherf, Detlev Knoche © EKHN

Nach einem Spitzentreffen haben sich der Verband Jüdischer Gemeinden und die hessen-nassauische Kirche gemeinsam massiv gegen die Einschätzung des evangelischen Bischofs Hans-Jürgen Abromeit gewandt, in Deutschland herrsche eine „Überidentifikation mit Israel“.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen haben sich besorgt über den zunehmenden Antisemitismus und wachsenden Rechtspopulismus in Deutschland geäußert. Nach einem Spitzentreffen, an dem unter anderem der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Jacob Gutmark,  teilnahmen, erklärten sie bei einem Treffen gemeinsam, dass „es nicht zu einer Gewöhnung in der Gesellschaft in Bezug auf antisemitische Äußerungen und Angriffe kommen darf“. Auch rechtspopulistisches Gedankengut dürfe sich nicht „in unserem Land eingraben“, heißt es weiter.

Scharfe Kritik äußerten sie an der Position des Bischofs im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Hans-Jürgen Abromeit, der Deutschland eine „Überidentifikation mit Israel“ vorgeworfen hatte. Nach Ansicht von Landesverband und EKHN habe Abromeit „eine inakzeptable Negativzeichnung des Zionismus vorgetragen“. Gemeinsam wurde auch die Interpretation biblischer Texte durch Abromeit abgelehnt. Weder sollten die Texte des Neuen Testaments als Überbietung des Alten Testaments verstanden werden, noch sollten sie als Aufhebung der Verheißung des Landes an das Volk Israel gelesen werden. Die Vertreter beider Seiten waren sich einig, dass weitere Anstrengungen unternommen werden müssten, um insbesondere in der Ausbildung von Theologinnen und Theologen  in Studium und Vikariat aber auch in der Ausbildung von Prädikantinnen und Prädikanten ein angemessenes Verständnis des Judentums stärker zu verankern.

Die jüdischen Vertreter begrüßten schließlich ein steigendes Interesse in den evangelischen Kirchengemeinden, bei öffentlichen Veranstaltungen und Gottesdiensten die Verbundenheit von Christentum und Judentum vermehrt zum Ausdruck zu bringen. Es sei dabei wichtig, „interreligiöse Sensibilität durch offene Gespräche und das genaue Aufeinander-Hören weiter zu vertiefen“ sei.

Das Treffen fand im Rahmen eines regelmäßigen Meinungsaustausches statt. Für den Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen nahmen dessen Vorsitzender Jacob Gutmark, sein Direktor Daniel Neumann sowie Rabbiner Jehoschua Ahrens an dem Gespräch teil. Die EKHN wurde vertreten durch Kirchenpräsident Volker Jung, die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Ökumene-Oberkirchenrat Detlev Knoche und Pfarrer Friedhelm Pieper.


Quelle: EKHN