Hoffnung

pixel.theologie – Theologisches anhand eines Wortes. Wort XIII


©Foto im Hintergrund: Andreas Olbrich

„Angst ist eine Vorwegnahme des Terrors, Hoffnung ist eine Vorwegnahme der Freude.“ – Wer könnte es schöner sagen als unser protestantischer Hoffnungs-Papst: Jürgen Moltmann.

Das Moltmann-Interview mit diesem Satz in der Stuttgarter Zeitung wurde innerhalb weniger Tage „ein Hit“ auf der Facebook-Seite von reformiert-info.

Ohne die Hoffnung „verfällt der Glaube, wird er zum Kleinglauben und endlich zum toten Glauben“, so Moltmann 1964. Seine „Theologie der Hoffnung“ hat viele der heutigen Pfarrerinnen und Pfarrer geprägt. Mag sein, dass im Jahr 2016 das Querulantentum im Hofnungsdenken etwas kleiner geschrieben wird als von „den 68ern“, aber der „Protest der Verheißung Gottes gegen das Leiden“ bleibt wach.
Moltmann selbst sagt immer noch, was zu tun ist: Die evangelische Kirche sollte, statt an ihrer „eigenen Harmlosigkeit zu sterben“ wieder „deutlich Nein sagen, etwa zu Pegida und anderen fremdenfeindlichen Gruppierungen“.
Der 89jährige Theologe lässt sich nicht beirren in seiner Hoffnung auf eine bessere Welt. Dem kritischen Nachhaken des Interviewers, der befürchtet, die Menschheit sei dabei, sich selbst zu vernichten, entgegnet er mit dem Hinweis auf den Vortrag des Philosophen Ernst Bloch „Kann Hoffnung enttäuscht werden?“. Bloch habe 1961 klargemacht, nur derjenige, der hoffe, könne enttäuscht werden. In Moltmanns Worten: „Man überwindet die Angst, indem man Enttäuschungen akzeptiert und das Leben liebt. Nichts zu hoffen bedeutet nicht zu leben.“

Hoffnung liegt in der Luft

Protestant_innen, die an der Hoffnung im Angesicht von Krisen und Terror festhalten, finden auch heute Verbündete unter Intellektuellen mit „utopischer Hoffnung“. Einer von ihnen ist der Publizist Georg Seeßlen. Unter den Stichworten „Hass und Hoffnung“ analysiert er das Projekt „Demokratie“ und das Projekt „Europa“ in Zeiten der „Flüchtlingskrise“. Seeßlen steht für die Seite der Hoffnungsvollen. Sein Ideal von einem „Europa, in dem wir wirklich frei und gleich sein wollen“, ließe sich mit Hilfe der Flüchtlinge aufbauen, ist er überzeugt. Im Spiegel-Interview erläutert Seeßlen: „Menschen, die mit der großen Hoffnung auf einen Neuanfang zu uns kommen, könnten die idealen Träger einer solchen Idee sein. Dann könnten die Flüchtlinge Europa möglicherweise vor sich selbst retten. Und vor seiner weiteren Verrohung und Verblödung.“

Zu dieser weltlichen Utopie für christliche Leserinnen und Leser noch ein Gruß des Apostels Paulus:
„Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude…“.

Info
Wer mehr lernen möchte über „Christliche Hoffnung im Horizont Reformierter Theologie“, melde sich doch einfach an bei der Reformierten Sommeruniversität im August 2016.
Weitere Infos und Flyer zur Anmeldung:
http://www.reformiert-info.de/14991-0-300-10.html

Literatur
Jürgen Moltmann, Theologie der Hoffnung. Untersuchungen zur Begründung und zu den Konsequenzen einer christlichen Eschatologie, Chr. Kaiser Verlag München 1964.
Markus Metz / Georg Seeßlen, Hass und Hoffnung. Deutschland, Europa und die Flüchtlinge (Politik aktuell), Bertz und Fischer Februar 2016.
Eschatologische Hoffnungstexte aus reformiert-info.de: www.reformiert-info.de/58-79-56-7.html

Barbara Schenck, 1. April 2016

Liste der Worte aus pixel.theologie

(Stand 1. April 2016)

Barmherzigkeit

Flüchtling - Fremdling

Fragment

Geduld

Genießen

Hase

Hoffnung

Nahung

Ohrfeige

Scham

Schnee

Wunder I

Wunder II

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