''Kinder des Lichts''

Weihnachtsbotschaft von Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der EKD

EKD. Zu Weihnachten feiern wir das Kommen von Jesus Christus in unsere Welt. Gott kommt mit seinem großen Licht, das auch in schwarzer Finsternis eine überwältigende Kraft entfaltet.

Der Reformator Martin Luther hat das Weihnachtswunder in seinem Lied „Gelobet seist du Jesu Christ“ in diese Worte gekleidet:

Das ewig Licht geht da herein
gibt der Welt ein neuen Schein;
es leucht‘ wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht. Kyrieleis
(Evangelisches Gesangbuch 23)

Alle sieben Strophen dieses Liedes enden mit dem „Kyrieleis“, zu Deutsch: „Herr, erbarme dich“. Damit erinnert Luther daran, dass auch an Weihnachten an vielen Orten in der Welt, in unserem Lande und in vielen Herzen und Seelen erbarmungswürdige Zustände herrschen. Aber das neue Licht, das in Jesus Christus erschienen ist, gibt Zuversicht und Stärke. Es schenkt uns die Hoffnung, dass wir uns nicht abfinden müssen mit Not, Unrecht und Gewalt. Das neue Licht, das durch Christus gekommen ist, taucht unsere Welt in einen neuen Schein und leuchtet mitten in die Nächte und Abgründe unserer Welt. Aus diesem Licht erwachsen Christinnen und Christen neue Kräfte, um sich den Dunkeln dieser Welt zu stellen, um auf der Seite der Schwachen zu helfen, zu retten und zu mahnen.

In Deutschland geht es im Moment wirtschaftlich gut voran: Die Konjunktur brummt und die Arbeitslosigkeit geht in einem Maße zurück, wie wir es vor Jahresfrist noch schier für unmöglich gehalten. Das ist eine schöne Bescherung und Grund für Optimismus! Aber im Schatten von diesem Optimismus drohen Menschen ins Abseits zu geraten, die nicht vom Aufschwung profitieren oder gar geschädigt werden. Sie dürfen nicht im Dunkeln bleiben und die Kirchen werden nicht aufhören, für sie, die Stummen, ihren Mund aufzutun. Dazu drängt uns die Botschaft Jesu Christi.

Auch die großen Fragen von Krieg und Frieden haben in diesem Jahr für unser Land an Bedeutung gewonnen: Tausende deutscher Soldatinnen und Soldaten stehen in Afghanistan und anderen gefährlichen Orten der Welt. Ihnen senden wir besonders zu Weihnachten unsere Fürbitte und unsere guten Gedanken! Was die politische Legitimation des Einsatzes in Afghanistan betrifft, so ist die Situation nicht leichter geworden. Hier werden die Kirchen, auch um der Soldatinnen und Soldaten willen, nicht müde werden, auf eine Abzugsperspektive zu drängen, denn Krieg soll um Gottes willen nicht sein und darf nicht zum Normalfall werden.

„Es leucht’ wohl mitten in der Nacht“ – Martin Luthers Weihnachtslied kann uns Mut machen, die Sache Jesu weiter in die Welt zu tragen. Nicht nur aber besonders auch zur Weihnachtszeit.

Hannover, 23. Dezember 2010

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick