Vielfalt trotz Lockdown

EKvW: Umfrage zu Gottesdiensten an Weihnachten 2020


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Weihnachten 2020 war ganz anders. Vergleichsweise kurzfristig hatte die westfälische Landeskirche ihren Kirchenkreisen und Kirchengemeinden empfohlen, zur Eindämmung der Corona-Pandemie auf alle Präsenzgottesdienste zu verzichten.

Wie haben die Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) darauf reagiert? Welche Wege wurden gefunden, die Weihnachtsbotschaft zu verkündigen? Wie konnte christliche Gemeinschaft trotz der Kontaktbeschränkungen gelebt werden? Diese Fragen behandelt die Auswertung einer Umfrage in den Gemeinden, die jetzt in der Reihe „Materialien für den Dienst“ erschienen ist.   

Die Kirchengemeinden wurden im Dezember 2020 ausdrücklich dazu ermuntert, statt der traditionellen Präsenzgottesdienste kreative andere Verkündigungsformate zu nutzen: digital übertragene Gottesdienste, Verteilmaterial für Weihnachtsandachten zuhause, offene Kirchen als Orte der Stille und des Gebets sowie manches mehr. „Die evangelische Kirche hat nicht geschwiegen, sie hat andere Formen der Kommunikation des Evangeliums praktiziert. Gottesdienste wurden nicht abgesagt, sie wurden anders gefeiert“, sagt Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow in seinem Vorwort.

An der Erhebung beteiligten sich 292 der 465 Kirchengemeinden der EKvW, was einer Rücklaufquote von 62,8 Prozent entspricht. Zunächst ging es im von Statistiker Dr. Peter Jacobebbinghaus entwickelten Fragebogen um die Anzahl der Präsenzgottesdienste und der alternativen Formate. 266 der 292 teilnehmenden Kirchengemeinden, also 91,1 Prozent gaben an, dass es keine Präsenzgottesdienste und -andachten an Weihnachten gab. In 26 der teilnehmenden Kirchengemeinden (8,9 Prozent) gab es Präsenzangebote: in 9 Kirchengemeinden ausschließlich in geschlossen Räumen, in 12 Kirchengemeinden ausschließlich draußen und in 5 Kirchengemeinden sowohl drinnen also auch draußen.

In 261 (89,4 Prozent) der teilnehmenden Kirchengemeinden gab es digitale Angebote, lediglich 31 Gemeinden (10,6 Prozent) verzichteten auf Digitales. YouTube und die Gemeindehomepage stellen mit Abstand die bedeutsamsten Übertragungskanäle für die digitalen Angebote dar. Die digitalen Angebote wurden überwiegend vorab produziert und zum Abruf bereitgestellt. In 183 Kirchengemeinden (62,7 Prozent) gab es zu Weihnachten das Angebot der Offenen Kirche.

Der zweite Teil der Erhebung gibt interessante Einblicke in den Gemeindealltag unter Corona-Bedingungen. Pfarrer Carsten Haeske, stellvertretender Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW,  analysiert die vielen kreativen Ideen, die Gemeinden trotz beziehungsweise wegen der Einschränkungen in der Weihnachtszeit 2020 sehr kurzfristig entwickeln mussten. In den Kirchräumen lagen Leseandachten oder eine gedruckte Weihnachtspredigt aus; teilweise wurde zu Mitmachaktionen eingeladen. Beliebt war Verteilmaterial für „Weihnachten zuhause“. Auch Freiluft-Angebote wie Gottesdienste im Autokino wurden punktuell angeboten. Es gab Erlebnispfade, interaktive Stationenwege, Lichtinstallationen und vieles mehr.

Zugleich signalisierten die Gemeinden in ihren Antworten Unterstützungsbedarf, vor allem in technischer Hinsicht. „Kirchengemeinden zeigten sich trotz widriger Umstände unerschrocken und beweglich im Umgang mit der neuen Situation. Sie nutzten die schwierigen Umstände, um an Weihnachten außergewöhnliche Gottesdienstformate anzubieten“, so das Ergebnis der Auswertung, die deshalb den Titel „Vielfalt trotz Lockdown“ trägt.

Die Auswertung der Zahlen, aber auch der vielen neuen Ideen ist in der Schriftenreihe „Materialien für den Dienst“ (Nummer 07/2021) erschienen und ab sofort in gedruckter Form im Kirchenshop Westfalen, oder zum Download bei der EKvW erhältlich.


Quelle: EKvW