Wenn Solidarität kriminalisiert wird

EKHN: Landeskirche lud zu Flüchtlingstagung


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Anlässlich des bevorstehenden Internationalen Tags gegen Rassismus hat das europäische Netzwerk für Flüchtlingshilfe mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Diakonie Hessen zu einer internationalen Tagung per Videokonferenz eingeladen. Aktive aus Griechenland, Italien Ungarn und Deutschland berichteten am Freitaabend (19. März) aus der Arbeit mit geflüchteten Menschen.

Unter dem Titel „Flüchtlinge, Grenzen, Erscheinungsformen von Rassismus in Europa“ setzen sie sich in der Konferenz unter anderem mit individuellem und strukturellem Rassismus in den Zufluchtsländern auseinander. Die Idee zu dem virtuellen Treffen entstand nach  Begegnungsreisen in den Jahren 2017 bis 2019 in Länder an den europäischen Außengrenzen für Freiwillige in der Flüchtlingsarbeit aus Hessen. Dabei entstanden Netzwerke mit lokalen Gruppen in Griechenland, Italien, Serbien und Ungarn.

Die Trägerin des Nansen-Flüchtlingspreises des UNHCR, Efi Latsoudi, ging in der Konferenz auf die anhaltend erschreckende Situation der Flüchtlinge in Griechenland ein. Sie wurde für ihre Arbeit mit besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen auf der griechischen Insel Lesbos ausgezeichnet. Sie beschrieb, wie die politische Situation sich verschäft. Angriffe auf Solidaritätsgruppen und Nicht-Regierungsorganisationen seien in Griechenland an der Tagesordnung. Auch die Gewalt  gegen Flüchtlinge sei immens gestiegen. 

Pastor Francesco Sciotto vom Casa delle Culture auf Sizilien kritisierte "Mare Nostrum". Die Operation der italienischen Marine und Küstenwache in der Straße von Sizilien soll eigentlich der Seenotrettung von Migranten und Flüchtlingen aus meist afrikanischen Ländern dienen. Stattdessen kriminalisiere sie die Betroffenen und alle, die ihnen helfen wollen.  Mehr noch: In der aktuellen  Situation werde die gesamte  "Solidarität kriminalisiert".

Heike Scherneck aus dem Vorstand mAqom.Kirche und Zuflucht e.V. in Gießen wies unter anderem auf die Begrifflichkeiten im politischen Diskurs auch großer Volksparteien hin.  Ausdrücke wie "Schleuserindustrie" brächten in der Folge auch Flüchtlinge erheblich in Mißkredit. Die positive Stimmung im Sommer der Flucht 2015 und die herzliche Willkommenkultur seien auch in Deutschland perdu.

Odor Balázs, Ökumene-Referent der Reformierten Kirche in Ungarn aus Budapest hob die besondere Rolle der Kirchen für die Flüchtlingshilfe hervor. Zum Evangelium gehöre es, für die Benachteiligten einzutreten. Darüber hinaus sei es wichtig, dass sich die Kirchen auch international stärker verständigten und überall für Humanität einträten. Unter rechtsgerichteten Regierungen und einer angespannten Stimmung in vielen Gesellschaften Europas bleibt das eine echte Herausforderung.


Quelle: EKHN