Das Calvin-Jubiläum 1909. Teil III

Eine Zäsur der Selbstdefinition der Reformierten in Deutschland

Von Hans-Georg Ulrichs, Karlsruhe

1. Einleitung
2. „[Nicht] zu einer über die Leisten des Genfer Theologen geschlagenen Theologie verpflichtet“ (Petrus Georg Bartels) – Die Reformierten in Deutschland um die Jahrhundertwende
3. „Mittel zu schaffen, um Person und Sache Calvins [...] bekannter zu machen“ (August Lang) – Die Vorbereitung des Calvin-Jubiläums in Deutschland ab 1906
4. „Calvin war [...] bisher [...] ein übel berüchtigter [...] Mann“ (Friedrich Heinrich Brandes) – Das Jubiläum 1909 in Deutschland und in Genf

5. „Die Verbindung mit Genf aufrecht erhalten“ – Nach den Feierlichkeiten im Sommer 1909
6. Resümee
7. „Ob es noch nötig sei“ – Unwissenschaftliche Nachschrift und Prospektive 2009

An der zentralen Feier in Genf vom Freitag, dem 2., bis Sonnabend, dem 10. Juli, nahmen laut offizieller Dokumentation 21 Teilnehmer aus dem Deutschen Reich teil.[1] Vom Vorsitzenden des deutschen evangelischen Kirchenausschusses und Präsidenten des altpreußischen Oberkirchenrats Bodo Voigts, dem Oberhofprediger und EOK-Vizepräsidenten Ernst von Dryander über einige Vertreter deutscher Landeskirchen bis hin zu den reformierten Vertretern: als Vertreter der Hugenotten in Berlin Amtsgerichtsrat Dr. Richard le Béringuier[2], Pastor Eugène Devaranne und der Ältestendiakon Prof. Siegfried le Maire, von anderen Hugenottengemeinden Pastor Théodore Barrelet-Dardel (Hamburg)[3], Charles Correvon[4], Pastor Fréderic Hahn (Friedrichsdorf/Taunus)[5] und von der reformierten Gemeinde Breslau Prof. Carl Heinrich Cornill[6], vom Reformierten Bund der Moderator F. H. Brandes, Schatzmeister W.-A. Siebel, A. Lang und der RKZ-Schriftleiter Theodor Lang[7], von den reformierten Landeskirchen der Präsident der reformierten Kirche in Elsaß-Lothringen C. Piepenbring[8] und der Auricher Generalsuperintendent Hermann Müller[9] und schließlich vom Coetus reformierter Prediger Ostfrieslands die Pastoren Friedrich-Wilhelm Bleske-Viëtor (Hinte) und Ernst Kochs (Emden)[10] sowie ein weiterer ostfriesischer Pastor, der Patronatsgeistliche von Lütetsburg, dem Sitz der Grafen von Innhausen und Knyphausen, Rodenhauser (Norden).[11]

Die Teilnehmer fühlten sich wohl: einige haben ihre – freilich in den Teilnehmerlisten nicht aufgeführten – Ehefrauen mitgebracht, man logiert unentgeltlich in vornehmen Privathäusern, unter den deutschen Reformierten herrscht Eintracht – Brandes bezeichnet die Vertreter der Berliner Hugenotten als „alte, liebe Bekannte“[12] – die Genfer Oberschicht lud großzügig zu opulenten Mittagsessen und Abendgesellschaften mit bis zu 200 Personen ein, kurz: es war eine „erhebende“ Woche, während der sich Vertreter des konservativen Reformiertentums Deutschlands und die des liberalen bürgerlichen Genf begegneten. Das Programm sah im Überblick so aus:

Freitag (2.7.)               Empfang, Vortrag von Doumergue

Samstag (3.7)              Festsitzung; Reden von Voigts, Dryander, Brandes und Devaranne, Jubiläumskantate

Sonntag (4.7.)             Abendmahlsfeier, Predigten in den Kirchen, u.a. von Dryander (Lang in Göttingen)

Montag (5.7.)             private Ausflüge (Langs Ankunft in Genf), Promotionen des Collège

Dienstag (6.7.)            Festversammlung in der Kirche St. Gervais (Telegramm Wilhelms II.), Grundsteinlegung des Reformationsdenkmals mit „Weiherede“ L. Gautiers, abends „Illumination“ und Konzert größtenteils durch Regen verhindert

Mittwoch (7.7.)          Dampferfahrt ganztägig und abends „Venezianische Nacht“

Donnerstag (8.7.)        vormittags Volksschulfest mit kirchlicher Feier in St. Peter und Umzug und Speisung, nachmittags und Freitag und Samstag Veranstaltungen der höheren Schulen (Gymnasium, Universität, Akademie der Wissenschaften) mit zahlreichen Abgeordneten europäischer Hochschulen

Sonnabend (10.7.)      nachmittags geschichtlicher Festumzug (Lang reiste in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag nach Halle).

Zunächst kommt von den deutschen Teilnehmern die kirchliche Obrigkeit zu Wort. Am Samstag, dem 3. Juli, sprechen auf der „Séance Solennelle“ der Kirchenausschuss-Vorsitzende Bodo Voigts und Deutschlands „erster Pfarrer“ Ernst von Dryander – übrigens beide mit dem schönen Titel S.E. für „Seine Exzellenz“ –, erst danach dürfen die Reformierten Brandes und Devaranne sprechen. Voigts[13] spricht im heute schwer erträglichen Pathos jener Zeit von den „Reformationsheroen“ (so hatte es bereits im ersten Aufruf des Komitees 1907 gestanden), unter deren vier Calvin der jüngste sei, und dem gemeinsamen Erbe. Das von Calvin organisierte kirchliche Gemeinwesen „[wurde] nicht nur für den romanischen Westen, sondern in weiter Ferne und namentlich für einen grossen Teil Deutschlands bestimmend“. Durch seinen Straßburger Aufenthalt und den Kontakten zu Melanchthon sei Calvin der lutherischen Reformation sehr nahe gewesen. „Gewiss hat es bei uns in Deutschland nicht an scharfen Gegensätzen und auch Kämpfen unter den Confessionen gefehlt.“ Aber der konfessionelle Austausch sei letztlich „fruchtbar[.] und segensreich[.]“ gewesen und so könne man sich „im Gefühl der Zusammengehörigkeit die Bruderhand reichen“. Es dürfe „zurücktreten [...], was uns noch trennt, gegenüber dem, was uns eint“. Die Rede schließt mit dem Ausruf: „Das Reich muss uns doch bleiben!“ Der Herr Oberhofprediger[14] bramabasiert „in vorgerückter Stunde [...] im Namen aller deutschen evangelischen Kirchen“ mit seinen Plattitüden über den, „den wir feiern“. Immerhin war es Dryander nicht entgangen, dass in jenen Jahren die Calvin-Kommentare auf deutsch erschienen. Calvin „gehört nicht einer Partei, einer Kirche, einer Zeit an, er gehört dem Protestantismus, der Welt, [...] der Ewigkeit an [...] keine unserer deutschen Kirchen, sie sei reformirter oder lutherischer Provenienz, [möchte] von der Huldigung [Calvins] ausgeschlossen sein“. Erstaunlicherweise findet Dryander positive Worte für andere Völker, nämlich für die früher vom Martyrium erfasste reformierte Kirche der tapferen Niederländer, „der edlen Franzosen“, „jene standhaften Schotten“, „jene Blutzeugen von Böhmen, Polen, Ungarn“. Nur fünf Jahre vor dem Ersten Weltkrieg mit seinem aufkochenden Nationalismus findet 1909 in Genf noch einmal konfessionelle Völkerverständigung statt. Aber die Herren der deutschen Kirchenobrigkeit müssen schon ein gemeinsames evangelisches Erbe beschwören, um ihre Anwesenheit bei der Calvin-Feier zu begründen.[15]

Wie schlecht es nämlich tatsächlich um dieses vorgeblich gemeinsame Erbe bestellt war, spricht der Moderator F.H. Brandes aus.[16] Zwar überbringt auch er zunächst die Grüße seines Herrscherhauses, vorgeblich, weil Fürst Georg zu Schaumburg-Lippe ja nach Fürst Edzards Tod „Protector“ des Vorbereitungskomitees und dann auch der Calvinstiftung ist. Was er aber dann über die konfessionelle Situation zu sagen hat, widerspricht dem kirchenobrigkeitlichen Gerede ganz und gar. Mit der Calvinstiftung wolle man zur Förderung der Calvinstudien beitragen, „die uns vor allem so überaus notwendig scheint, um das Werk unseres Reformators überhaupt bei uns zu fördern. Calvin war in Deutschland bisher nicht blos ein unbekannter, sondern in vielen Kreisen sogar ein übel berüchtigter, weil viel verläumdeter Mann, vor dem man sich zu hüten habe; selbst auf deutschen Universitäten erfuhr man oft weniges von ihm und dies wenige sogar nicht selten in böser Entstellung.“[17] Sodann grüßt er im Auftrage der „Confederation reformirter Kirchen in Nieder-Sachsen“, die aus der hugenottischen Tradition stamme. Und erst dann bestellt Brandes die Grüße des Reformierten Bundes. Er führt aus: „Dieser ist zwar noch jung und besteht erst seit 25 Jahren, hat aber, wo es möglich war, für die Sache reformirten Wesens, Lehrens und Lebens in Deutschland nicht ohne gute Früchte gewirkt.“ Es sei nötig, „für das reformirte Wesen tätig zu sein, sonst würde alles von einem einseitigen Luthertum absorbirt.“ Und wenn Brandes am Schluß ausruft: „Calvin hat heute noch etwas zu sagen für Deutschland“, dann ist das die Bündelung seiner Kritik, die dahingeht, dass im evangelischen Deutschland eben dieser Reformator und die ihm folgende Tradition (trotz der hehren Reden eines Voigts und eines Dryander), die zwar gelegentlich von Landesherren (wie Georg von Schaumburg-Lippe und andere) bewahrt wird, die reformierte Konfession, ihre Versuche der Selbstbestimmung und ihre institutionelle Selbstorganisation bedrängt wurden und werden.

Diese Beschreibung des evangelischen Deutschlands konterkarierte die Reden der Herren Voigts und Dryander! Wahrscheinlich wurden sie durch den Berliner Hugenotten Eugène Devaranne wieder versöhnt, der seine Rede[18] dazu nutzte, der internationalen Festversammlung gegenüber zu betonen, wie treu die deutschen Hugenotten zur „neue[n] Heimat“ und dem „erlauchten Herrscherhaus[.]“, den Hohenzollern, stünden. Vom Großen Kurfürst über den Soldatenkönig und Friedrich II. bis hin zu „unserem jetzigen Kaiser und König“ – der ja aufgrund seiner unsensiblen Außenpolitik nun wahrlich keinen allzu guten Ruf unter den Völkern Europas genoss („Hunnenrede“ 1900, „Daily-Telegraph-Affäre“ 1908) – hätten die Hugenotten „das Wohlwollen und die Liebe“ genossen. So sei man gerne „rechte Kinder des[19] Vaterlandes, Deutsche von echtem Schrot und Korn“. Kein Wunder, dass die deutschen Teilnehmer jubelten und es hernach in ihren Berichten als Höhepunkt hervorhoben, als Kaiser Wilhelm II. ein Grußtelegramm an die Genfer Versammlung schickte, in dem er auf die Verbindung der Hohenzollern zum Calvinismus hinwies.[20]

Einen bemerkenswerten Unterschied zwischen den am Dienstag überbrachten Grußworten des Coetus der ostfriesischen Prediger und des Konsistoriums in Aurich, gilt es noch festzuhalten: während der Coetus davon spricht, dass sein Gründer Johannes a Lasco ein „Freund[.] des großen Calvin“ gewesen sei und „[i]n Genf gebildete Prediger [...] auch in unserer Heimat für die Festigung reformierten Glaubens und die Verbreitung calvinischer Gedanken und Schriften [wirkten]“[21], erklärte die reformierte Kirchenregierung – wohl noch geprägt von ihrem langjährigen Generalsuperintendenten P.G. Bartels und der Sichtweise des 18. und 19. Jahrhunderts – , dass a Lasco „ein[.] geistige[r] Sohn Ulrich Zwinglis“ gewesen sei und der reformierte Nordwesten Deutschlands „nicht in direkter Verbindung mit Calvin gestanden“ habe.[22] Hatte man noch kirchenpolitische Bedenken, sich zu Calvin zu bekennen?

Aber unter den deutschen Teilnehmern war niemand, für den die Jubiläumswoche erfolgreicher und ertragreicher war als August Lang. Nach seinen Erinnerungen reiste er erst am Montag an, so dass er zunächst der Grundsteinlegung für das Reformationsdenkmal beiwohnen konnte. Während die kirchlichen Feiern damit beendet waren, folgten die akademischen. Lang wurde damals als einziger Deutscher in Genf ehrenpromoviert. Dieselbe Ehre erreichte ihn bei seiner Rückkehr am darauffolgenden Sonntag in Halle.[23] Aber daneben stieß ihm die Pracht der Feierlichkeiten eher sauer auf. „Neben den offiziellen Festlichkeiten, bei denen ein Übermaß schwungvoller Reden sich über uns ergoß, nahmen die Erholungen (recréations), vorzüglich Festessen mit üppigen Speisen und viel zu viel Weinsorten, einen verhältnismäßig zu breiten Raum [ein] [...] Doch alle guten Dinge nahmen – man darf fast sagen: glücklicherweise – ein rasches Ende.“[24] Langs Kritik wurde auch andernorts geteilt: „Das Festprogramm war derart reichhaltig, daß man es als eine Erleichterung empfand, daß infolge der ungünstigen Witterung nicht alle Teile zur Ausführung gelangen konnten.“[25] Was Feiern und Gedenken anlangt, gab es offensichtlich zwischen Genfer Großbürgern und deutschen Provinzstädtlern divergente Anschauungen. Dennoch resümierte Lang: „In der Tat, was mir das Calvin-Jubiläum persönlich einbrachte, war nicht eine leere Ehrung wie etwa die Lippische Ordensauszeichnung, sondern die berechtigte und erwünschte Hebung meiner Stellung und meines Ansehens in Halle. Ich war und blieb nun einmal ein Mann der Ausnahme.“[26]

Das Jahr 1909 war auch für einen anderen Reformierten der Beginn eines neuen Abschnitts: der 25jährige Karl Barth trat im September sein Amt als Hilfsprediger an. Barth habe sich von den Feierlichkeiten in Genf nicht beeindrucken lassen, meinte Eberhard Busch vor über 30 Jahren.[27] Dagegen verweist Hans Scholl auf die Möglichkeit, dass der Sohn dem Vater gar bei seinem Festvortrag an der Berner Universität gelauscht haben könnte.[28] Jedenfalls scheint es möglich zu sein, dass der Sohn wenigstens die Druckfassungen der Reden des Vaters gelesen hat, ebenso das Manuskript der Calvin-Vorlesung Fritz Barths aus dem WS 1908/1909.[29] Außerdem wird Vater Barth seinem Sohn von der Genfer Jubiläumswoche berichtet haben, war er doch Schweizer Delegierter.[30] Unterdes liegt ein kleiner Beitrag Karl Barths zum Reformationssonntag des Jubiläumsjahres vor. Dort führt er aus: „In Genf mag der Eine oder Andere denken, es sei nun des Guten genug: Noch stehen ja in aller Erinnerung die festlichen Tage, da die Geister der merkwürdigen, aber wunderlichen Zeit heraufbeschworen wurden in Wort und Bild, in Gesang und Darstellung.“[31] In seiner Calvin-Vorlesung 1922 nennt Barth gelegentlich Literatur aus dem Jubiläumsjahr 1909.[32] Aber an das Calvin-Fest 1909 erinnert er sich eher skeptisch: „das Jubiläum, das ihm [sc. Calvin] 1909 in Genf gefeiert wurde, war darum [sc. weil Calvin sich nicht zum Mythos eigne] ein Pfarrer- und Professorenfest, kein Volksfest.“[33] Diese Bemerkung ist insofern ulkig, als Barths Vater Professor und er selbst Pfarrer war. Man kann wohl nur spekulieren, inwieweit das Jubiläum 1909 mitsamt seinen literarischen Folgen Barths spätere Calvin-Rezeption beeinflusst hat. Ohne die zahlreiche Literatur des Jahres 1909 und die mit dem Namen E.F.K. Müllers verbundenen Übersetzungen wäre sie und auch die zahlreichen Calvin-Arbeiten aus dem Barth-Schülerkreis der 20er und 30er Jahre erschwert gewesen.

5. „Die Verbindung mit Genf aufrecht erhalten“ – Nach den Feierlichkeiten im Sommer 1909

Die Berichterstattung der RKZ durch den Schriftleiter Theodor Lang beschränkt sich mit Blick auf die Tagespresse auf ein „Stimmungsbild“[34], ähnlich gestimmt ist auch Brandes‘ theologischer Reise-Bericht[35], der voller Dankbarkeit vermerkt, „daß ihm [sc. Brandes] das in seinem hohen Alter noch vergönnt sein sollte!“ In seinem „Epilog zur Calvinfeier in Genf“ betont Adolf Keller[36] die völkerbildende und völkerverbindende Kraft des Calvinismus; die literarische Hauptarbeit hätten die Deutschen geleistet. Aber im Vergleich zu den überaus zahlreichen Artikeln im Vorfeld nehmen die Berichte über die Calvin-Tage in Genf oder auch Calvin-Artikel nach dem Sommer 1909 einen verhältnismäßig geringen Raum auch in der reformierten Presse ein. So stellt das Reformierte Wochenblatt in Elberfeld wohl zu recht fest: „Die Berichte über die Genfer Calvintage sind im allgemeinen spärlich geflossen.“[37]

Der Auricher Generalsuperintendent Müller verliest auf der Gesamtsynode seiner Landeskirche im Oktober 1910 das Begleitschreiben zum Genfer Dokumentationsband[38] und stellt den Antrag, dass die reformierte Landeskirche „die Verbindung mit Genf aufrecht erhalten“ möge.[39] Es herrschte auf der Synode Zufriedenheit darüber, dass „namentlich das Calvin-Jubiläum zur Belebung reformierten Bewußtseins, aber auch zur besseren Würdigung reformierter Eigenart bei den anderen Evangelischen beigetragen [hat].“[40] Die Reformierten wollten nicht länger ohne Calvin verstanden werden.

Aber das Echo war nicht nur positiv. Grundsätzlich gegen die Genfer Versammlung votiert der altreformierte Kampener Prof. J. Bouwman, der jedenfalls kein offizieller Delegierter in Genf gewesen war: Bei den „Calvijnfeesten te Genève [...] is saamgestroomd [...] een groot aantal geleerden en vereerders van den grooten hervormer, van wie echter de groote meerderheid niet ééns geestes is met Calvijn, een deel zelfs dichter stat bij Servet dan bij Calvijn. Aan het jubeleum van Calvijn is het karakter gegeven van een verbroederingsfeest van alle protestanten in hunne verschillende richtingen, van geloovigen en ongeloovigen.“[41] Dieser Sichtweise wurde bei den Altreformierten nicht widersprochen, und zeigt, da von der Hauptversammlung im April in eigener Regie noch positiv berichtet worden war, wie abhängig die deutschen Altreformierten in theologischen Fragen von ihren niederländischen Geschwistern gewesen sind.

Es darf in der Tat füglich bezweifelt werden, dass das reformierte Familientreffen in Genf gezeigt habe, „daß, ungeachtet nebensächlicher Verschiedenheiten, eine lebendige Einmütigkeit besteht“, wie das „Circulaire finale“ behauptet.[42] In Deutschland waren sich die Reformierten vor allem einig via Reformiertem Bund, die Altreformierten wahrten ihre Selbständigkeit und die Horn’sche Gruppe schuf Distanz.

Am 22./23. November 1909 rechnet das Calvinkomitee ab.[43] Insgesamt seien 28998,58 Mark gesammelt worden, davon nicht einmal 4000 Mark für das Genfer Denkmal. Angeblich nahm man das mit Bedauern zur Kenntnis, tatsächlich hatte aber gerade A. Lang ja genau daraufhin gearbeitet. Während der Moderamenssitzung am 24./25. Mai 1910 in Altena wurde die Summe nach oben korrigiert: 30324,62 Mark[44], neben der Prämierung von Calvinstudien (einer der beiden ersten Preisträger war Wilhelm Goeters) war v.a. die Förderung von reformierten Konvikten angestrebt. Das Calvinhaus in Erlangen konnte dann erst 1919 eröffnet werden. Das Genfer Reformationsdenkmal, obwohl in Deutschland eher stiefmütterlich behandelt, wurde im Jahr 1910 ausführlich in der RKZ beschrieben.[45] Die Fonds-Statuten haben durch Allerhöchsten Erlass vom 18. April 1911[46] ihre Landesherrliche Genehmigung gefunden.

Auch nach 1909 kam es immer wieder zu Calvin-Gedenken; das darzustellen bedürfte es aber einer Monographie. Wie gestaltete sich das Gedenken zu Calvins 350. Todesjahr 1914?[47] Das Calvingedenken 1909/1914 hatte wohl keine durchschlagende gesamt-gesellschaftliche oder kirchen-öffentliche Wirkung, mitbedingt natürlich durch den Krieg von 1914 bis 1918 und dem dann folgenden gesellschaftlichen und sozialen Umbruch. So heißt es in einer Denkschrift über die Einrichtung einer reformierten Dozentur in Göttingen aus dem Jahr 1914: „Selbst das Calvinjahr, das zuerst einige beachtenswerte Publikationen hervorbrachte, hat nicht die erwarteten wissenschaftlichen Erfolge gezeitigt.“[48] Für die frühen 20er Jahren liegt mit der Dissertation von Matthias Freudenberg eine größere Arbeit vor, die Edition der Barth-Gesamtausgabe ermöglicht jetzt einen Einblick in Barths Vorlesungen zu Calvin (1922) und zur Theologie der reformierten Bekenntnisschriften (1923). Interessant wäre zudem ein Blick auf das Jahr 1933, da dort wieder vermehrt Diffamierungen Calvins als eines typisch romanischen Menschen auftreten. Pessimistisch klang das Resümee Peter Barths, das er 25 Jahren nach 1909 im Jahre 1934 zog: „Das Jahr 1909 hatte für einmal die Aufmerksamkeit auf Calvin gelenkt: Kirchenhistoriker und Systematiker wetteiferten, den vom neuen Protestantismus immer etwas stiefmütterlich behandelten Genfer Reformator zu ‚würdigen‘. Und zweifellos gab jenes Jubiläum für die Folgezeit mancherlei Anregung zu vermehrter, sei es mehr historischer oder mehr für den kirchlichen Tagesstreit erforderlicher Beschäftigung mit dem noch eben in der ausgehenden Vorkriegszeit Gefeierten.“ Aber da „der moderne Protestantismus naturgemäß [...] nur ein romantisch-antiquarisches und kein vitales Interesse an der Reformation haben konnte“, blieb Calvin theologisch ein Unbekannter.[49] So die Sichtweise des zur theologischen Schule seines Bruders gehörenden Peter Barth. Es scheint aber doch ein Zerrbild zu sein, die Protagonisten des Jubiläums von 1909 wie Brandes, Lang und E.F.K. Müller dem „modernen Protestantismus“ oder dem „Kulturprotestantismus“ subsumieren zu wollen, denn während jene sich mit der Calvin-Ausgabe der Christlichen Welt kein Ruhmesblatt erworben hatten, bewirkten diese eine erneuerte reformierte Tradition, bei der Calvin im Zentrum stand.[50]

Neun Jahre vor dem Ende seines langen, im besonderen Calvin gewidmeten Lebens weilte August Lang während seiner letzten großen Reise nochmals in Genf – zum Jubiläum 1936. Dieses Fest wurde bescheiden begangen, die Beschäftigung mit Calvin war jedenfalls unter den Reformierten selbstverständlich geworden, es „war zu merken, daß [...] sich eine Art ‚Calvin-Renaissance‘ vollzogen hatte.“[51] Die Frage wird sein, wohin die Calvin-Renaissance vornehmlich gehört, zu 1909 und seinen Protagonisten (wie Müller und Lang) oder zur Calvin-Rezeption Barths und seiner Schüler.

Ein Beispiel mag die veränderte Situation nach der „Calvinisierung“ der deutschen Reformierten illustrieren: der Barth-Schüler Wilhelm Niesel, als Mitarbeiter Hermann Albert Hesses gleichsam in der Zentrale für die konfessionelle Selbstbestimmung der deutschen Reformierten, betont in seiner wichtigen Schrift „Was ist reformiert?“[52] zwar, dass „reformiert“ in erster Linie „schriftgebunden“ bedeutet, aber er zitiert Calvin nach der Weise der dicta probantia. Diese theologische Präferenz für Calvin war aber relativ neu bei den deutschen Reformierten. So stellt Helmut Gollwitzer, seinerzeit mit seinem Werk über die orthodoxe Abendsmahlslehre befasst, fest: „Calvin ist besonders für die deutschen Reformierten nie so Autorität gewesen wie Luther für die Lutheraner. Niesel [...] [sc. in seiner Schrift ‚Was ist reformiert?’] zitiert Calvin, als sei er der selbstverständliche Mund reformierter Lehre, und drückt damit wohl ein spezifisch heutiges reformiertes Bewußtsein aus“.[53]

Eine Auseinandersetzung um Calvin entstand am von Stefan Zweig gemalten Bild. Sein Buch „Ein Gewissen gegen die Gewalt“ war freilich mehr eine Parabel auf das „Dritte Reich“ als ein historischer Bericht über Calvin. Die folgenden Jubiläen zum 450. Geburtstag 1959 und zum 400. Todesjahr 1964 standen ganz im Zeichen der seinerzeit hegemonialen Barth-Schule in Deutschland. So kommt es nicht von ungefähr, dass der ausgewiesene Calvin-Kenner und Barth-Vertraute Wilhelm Niesel 1964 während der Frankfurter Generalversammlung des Reformierten Weltbundes[54] zum Weltbundpräsidenten gewählt wurde.

6. Resümee

Die verschiedenen Gruppierungen der Reformierten agierten und reagierten 1909 unterschiedlich: die Hugenotten zeigten sich gern betont deutsch, die Altreformierten und die „Kohlbrüggianer“ um Horn eher skeptisch bis ablehnend den main-stream-Reformierten gegenüber, die sich als Plattform aller Reformierten verstehenden Bundes-Reformierten nicht zu dogmatisch und vom Wunsche beseelt, dass Calvin neben und gleich Luther anerkannt würde – und sie selber damit auch gleichrangig neben den Lutheranern zu stehen kämen; für den Reformierten Bund war das Calvin-Jubiläum auch eine Chance zur kirchenpolitischen Emanzipation. Die übrige kirchliche und die gesellschaftliche Öffentlichkeit versuchte Calvin in seiner europäischen und globalen Kultur-Bedeutung zu ermessen, insofern nicht alte Klischees prolongiert wurden.

Am Calvin-Jubiläum 1909 wurde zum ersten Mal deutlich, wie wichtig und schlagkräftig der Reformierte Bund (mitsamt der im Jahre 2000 eingestellten RKZ!!) bereits nach 25 Jahren geworden war. Von ihm in allererster Linie gingen die langjährigen Planungen und Aktivitäten aus, in ihm fanden sich die unterschiedlichen Gruppen der Reformierten (der Regionen und Traditionen) zusammen. Der Reformierte Bund war längst vor dem „Erwachen des reformierten Bewußtseins“ nach 1918 die Sammlungsbewegung im deutschen Reformiertentum geworden.

Das Calvin-Jubiläum 1909 und auch spätere Jubiläen konnten nicht – das zeigt fast jeder Blick auch heute noch in Schulbücher oder in akademische Lehrbücher – das Image Johannes Calvins in der Gesellschaft nachhaltig verbessern. Wohl aber wussten die Reformierten in Deutschland, wo sie ihren primären Bezugspunkt haben: nicht bei Schleiermacher oder in einer wie auch immer zu verstehenden „deutsch-reformierten“ Tradition[55], sondern bei Calvin. Das Calvin-Jubiläum 1909 war und ist ein Markstein in der Selbstbestimmung der deutschen Reformierten im 20. Jahrhundert. Eine langanhaltende theologische Rezeption begann in den wieder relativ ruhigen Jahren der ersten deutschen Demokratie und mit dem Auftreten der Dialektischen Theologie: in der Dekade von 1925 bis 1935 erschienen zu fast allen theologischen Themen Monographien zu Calvin, zusammengeschaut in der Theologie Calvins von Wilhelm Niesel, dessen Name wie kaum ein anderer für die Identifikation von „reformiert“ und „calvinistisch“ im 20. Jahrhundert steht.[56] Diese umfassende Beschäftigung, diese Renaissance des Genfer Reformators wäre aber ohne die Selbstdefinition der deutschen Reformierten als Calvinisten, wofür das Jahr 1909 steht, so sicherlich nicht gut möglich gewesen.

7. „Ob es noch nötig sei“ – Unwissenschaftliche Nachschrift und Prospektive 2009

Mehr als 90 Jahre nach dem RE-Artikel des Moderators Brandes über den Reformierten Bund (vgl. Kap. 2) erschien in der TRE ein entsprechender Artikel über die reformierte Kirche vom früheren Moderator (1973-1982) Hans Helmut Eßer. Wie sieht die Selbstwahrnehmung der Reformierten am Ende des Jahrhunderts aus? Nach der Darstellung der Haupttendenzen reformierter Ekklesiologie fasst Eßer zusammen, dass damit „vor allem [die christokratische Theologie] Calvins“ aufgenommen sei.[57] Tatsächlich dominiert im reformierten Bereich in Deutschland derzeit eine Rückbindung an Calvin. Zwingli und andere Reformatoren (auch die der zweiten und dritten Generation) haben dagegen eher regionale Bedeutung.

Schauen wir auf die Situation von 1909 zurück, so kann heute festgestellt werden: Das Genfer Reformatoren-Denkmal steht nach wie vor, zahlreiche Calvin-Studien entstehen überall im deutschsprachigen Raum, seit 30 Jahren auch bedeutende katholische Arbeiten. Ganz besonders erfreulich ist die zweisprachige Calvin-Studienausgabe, die seit 1994 im Neukirchener Verlag erscheint. Heute haben wir, wonach sich die Väter vor knapp einem Jahrhundert sehnten. Was aber nicht gelang, ist die Vermittlung der Forschungsergebnisse; das gilt für 1909[58], das gilt für 1959[59] und das gilt auch noch heute, was schon ein Blick in Schul- und Sachbücher zeigt. In einem in Schulen und Hochschulen benutzten Nachschlagewerk umfasst der Artikel über Calvin vornehmlich Anklagen: der Katholizismus sei in Genf „ausgerottet“ worden; das Konsistorium „war eine regelrechte Inquisitionsbehörde“. „Gegenüber Personen, die anderer Meinung als er selbst waren, gab Calvin kein Pardon“, als Beispiel wird Servet genannt. „Das kirchliche Überwachungssystem reichte bis in die Intimsphäre des einzelnen.“ Der calvinische Protestantismus sei durch seine „Intoleranz“ schließlich zu einer weltprägenden Kraft geworden.[60] Um Kenntnis von Calvin-Forschung scheint dieser Hochschullehrer nicht bemüht gewesen zu sein. Zu dem, „was man wissen muß“, zählt nach Dietrich Schwanitz die historische Erkenntnis, dass Calvin wie ein Ajatollah in einem totalitären Genf gewirkt habe.[61] Wissenschaftliche Ergebnisse verändern offenbar wenig das Image. Darauf und also auf die Vermittlung der neueren historischen Forschung wäre nun besonderes Augenmerk zu legen (Unterrichtsmaterialien, Gemeindematerial, politische Bildung).

Die Reformierten sollten das Jubiläumsjahr 2009 als Chance zu nutzen suchen, das Calvin-Bild der Öffentlichkeit dem historischen Original anzunähern. Die Reformierten waren selten exklusive Konfessionalisten. Schon 1909 erklärte der nachmalige Moderator Heinrich Calaminus über das Nebeneinander der Konfessionen in der evangelischen Kirche: „In der Mannigfaltigkeit Einheit, in der Einheit Mannigfaltigkeit. Wenn es aber, vielleicht in 100 Jahren, dahin gekommen sein wird, daß man nicht mehr sagen wird: ‚Calvins Jubiläum ist ein reformirter Festtag‘, sondern: ‚die Jubiläen der Reformatoren sind Festtage der Kirche‘, dann wird sich der Reformirte Bund, wenn er noch besteht, fragen dürfen, ob es noch nötig sei, daß er bestehe.“ Ich meine, es sei – trotz der beiden reformierten Landeskirchen, des fast vergessenen reformierten Erbes in den Unionskirchen und der konfessionellen Übereinkünfte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – sehr nötig.

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Hans-Georg Ulrichs,
Pfarrer und nebenamtlicher Studienleiter der Evangelische Akademie Baden, Arbeitsschwerpunkt Kirche und Sport, seit Frühjahr 2007 Mitglied im Moderamen des Reformierten Bundes 

Zitierempfehlung:
Hans-Georg Ulrichs, „Der erste Anbruch einer Neuschätzung des reformierten Bekenntnisses und Kirchenwesens. Das Calvin-Jubiläum 1909 als Zäsur der Selbstdefinition der Reformierten in Deutschland (August 2008), auf www.reformiert-info.de, URL: http://www.reformiert-info.de/2342-0-105-16.html (Abrufdatum)


[1] Vgl. Jubilé de Calvin, S. 10f. – Ausweislich der virtuellen Kataloge ist dieser Dokumentationsband in Deutschland recht selten vorhanden; er ist von der Genfer Kirche großzügig an die Delegierten und teilnehmenden Institutionen und Kirchen verschenkt worden – und dann wohl v.a. in private Hand geraten. – Das Begleitschreiben zu diesem Buchgeschenk der Genfer Kirche in deutscher Übersetzung in RKZ 33 (1910), Nr. 41 vom 9. Oktober 1910.

[2] Zu Béringuier vgl. Ursula Fuhrich-Grubert in: 100 Jahre Deutscher Hugenotten-Verein, S. 169-176.

[3] Grußadresse (in französisch) in: Jubilé de Calvin, S. 140f.

[4] Grußadresse (in französisch) in: Jubilé de Calvin, S. 134-137.

[5] Grußadresse (in französisch) in: Jubilé de Calvin, S. 138.

[6] Grußadresse in: Jubilé de Calvin, S. 133f.

[7] Vgl. Einladung vom 12. Februar 1909 an den Reformierten Bund, Delegierte zu entsenden, in: RKZ 32 (1909), S. 81.

[8] Grußadresse (in französisch) in: Jubilé de Calvin, S. 146.

[9] Grußadresse in: Jubilé de Calvin, S. 141-143. – Zu Müller vgl. Hans-Georg Ulrichs, Art. Müller, Hermann Wilhelm. In: Biographisches Lexikon für Ostfriesland, hg. von Martin Tielke, Band III, Aurich 2001, S. 304-307.

[10] Vgl. das Protokollbuch des Coetus, aus dem mir dankenswerterweise der frühere Präses des Coetus P.i.R. Diddo Wiarda folgendes mitteilte: bereits am 1. Juli 1908 beschloss man, die Brüder um eine Spende von RM 5,- für das Genfer Denkmal zu bitten. Kurz vor den Feierlichkeiten, am 5. Mai 1909, war noch gar nicht klar, ob der Coetus eingeladen war. Dennoch beschließt man, den Präses Justus Heinrich Middendorff (1846-1913; Vater des bekannten BK-Theologen Friedrich Middendorff) zu entsenden. Da dieser verhindert war (er trat 1909 in den Ruhestand), reisten sein Vertreter Ernst Kochs und der Scriba Bleske-Viëtor nach Genf. Im Protokoll vom 29. September 1909 wird unter Punkt 7 lediglich mitgeteilt: „Der Schriftführer [...] giebt einen Bericht über dasselbe [sc. das Calvinjubiläum in Genf] in Ausschnitten aus der Feier und Mitteilungen seiner Beobachtungen.“ – Die Ostfriesen sind nun einmal die Schotten des (geschriebenen) Wortes. Die Coetus-Grußadresse in: Jubilé de Calvin, S. 139f.

[11] Waldenser waren bis zur Gründung de Deutschen Waldenservereinigung (1936) zumeist im Hugenottenverein organisiert. Der Waldenserhistoriker Daniel Bonin (1861-1933) wurde beauftragt, die Grußadresse der Luther-Stadt Worms (in: Jubilé de Calvin, S. 147, eine besondere Würdigung dieser Adresse aaO., S. 2) zu überreichen. Vgl. Brigitte Köhler, Daniel Bonin, hg. im Auftrag des Vereins für Heimatgeschichte e.V. Sitz Ober-Ramstadt, 1996, S. 29-31, hier: S. 51. Diesen Hinweis verdanke ich Albert de Lange. – Insofern stimmt also nicht, dass Bonin neben Correvon als Vertreter des Hugenotten-Vereins in Genf weilte, wie Barbara Dölemeyer behauptet in: 100 Jahre Deutscher Hugenotten-Verein, S. 184.

[12] Reformiertes Sonntags-Blatt [Lippe] 19 (1909), S. 244. Mit dieser Charakterisierung wird vor allem Béringuier gemeint sein, der seit 1899 dem Moderamen angehörte und die Berliner Gemeinde in Sachen Calvinfeier auf Bundes-Kurs auch gegen Correvon hielt.

[13] Jubilé de Calvin, S. 41-44. Vgl. auch den von ihm unterzeichneten Erlaß des Berliner EOK zum Calvin-Gedenken, in: RKZ 32 (1909), S. 34.

[14] Jubilé de Calvin, S. 81-83.

[15] Angeblich wurden diese Reden „mit besonderem Beifall gehört“ (RKZ 32 [1909], S. 234). Dryander durfte – anstelle des noch abwesenden August Lang – am Sonntag, dem 4. Juli, in der lutherischen Kirche Gottesdienst halten. Vgl. Jubilé de Calvin, S. 33.

[16] Jubilé de Calvin, S. 96-99. Die ursprüngliche Fassung findet sich in RKZ 32 (1909), S. 241f.

[17] AaO., S. 96.

[18] AaO., S. 112-115.

[19] Im Original ein Druckfehler: der.

[20] Jubilé de Calvin, S. 238f. – Natürlich druckten die meisten reformierten Blättern dieses Telegramm ab, etwa RKZ 32 (1909), S. 234. Antworttelegramm aaO., S. 235.

[21] Jubilé de Calvin, S. 139.

[22] AaO., S. 142.

[23] Vgl. RKZ 32 (1909), S. 238f.

[24] A. Lang, Erinnerungen, S. 40.

[25] Reformiertes Wochenblatt [Elberfeld] 54 (1909), Nr. 29 vom 16. Juli 1909, S. 236.

[26] A. Lang, Erinnerungen, S. 41.

[27] Eberhard Busch, Karl Barths Lebenslauf. Nach seinen Briefen und autobiographischen Texten. München 1975, S. 68.

[28] Hans Scholl, Themen und Tendenzen der Barth-Calvinvorlesung 1922 im Kontext der neueren Calvinforschung. In: ders. (Hg.), Karl Barth und Johannes Calvin. Karl Barths Göttinger Calvin-Vorlesung von 1922. Neukirchen-Vluyn 1995, S. 1-21, hier: S. 1.

[29] Vgl. Matthias Freudenberg, Karl Barth und die reformierte Theologie. Die Auseinandersetzung mit Calvin, Zwingli und den reformierten Bekenntnisschriften während seiner Göttinger Lehrtätigkeit. Neukirchen-Vluyn 1997 (NthDH 8), S. 91. Fritz Barth, Calvins Persönlichkeit und ihre Wirkungen auf das geistige Leben der Neuzeit. Festrede. Bern 1909; ders., Calvin und Servet. Bern 1909 (beides auch in ders., Christus unsere Hoffnung. Sammlung von religiösen Reden und Vorträgen von F. Barth. Mit einem biographischen Vorwort von M. Lauterberg. Bern 1913, S. 233-264, S. 265-291).

[30] Vgl. Jubilé de Calvin, aaO., S. 9.

[31] Karl Barth, Reformation. In: ders., Vorträge und kleinere Arbeiten 1909-1914, hg. von Hans-Anton Drewes/Hinrich Stoevesandt. Zürich 1993 (GA III, Band 22), S. 1-5, hier: S. 2. – Ein das zwanzigste Jahrhundert in Genf mitprägende Ereignis waren die Feierlichkeiten offenbar nicht, bleibt 1909 doch unerwähnt von Robert M. Kingdon, Art. Genf. In: TRE XII (1984), S. 368-375.

[32] Vgl. M. Freudenberg, Barth und die reformierte Theologie, S. 90. Freudenberg folgt der Einschätzung Peter Barths (s.u. Resümee), dass nach einem Neuaufbruch in der Calvin-Forschung 1909 eine wirkliche Calvin-Wiederentdeckung erst mit der Dialektischen Theologie stattgefunden habe.

[33] Karl Barth, Die Theologie Calvins (1922), in Verbindung mit Achim Reinstädtler hg. von Hans Scholl. Zürich 1993 (GA II, Band 23), S. 251.

[34] Theodor Lang, Calvintage in Genf. In: RKZ 32 (1909), S. 233-235.

[35] Vom Calvinfeste in Genf. In: Reformiertes Sonntags-Blatt [Lippe] 19 (1909), S. 243f., S. 259f.

[36] In: ChW 23 (1909), Nr. 46, Sp. 1096-1098.

[37] Reformiertes Wochenblatt [Elberfeld] 54 (1909), Nr. 29 vom 16. Juli 1909, S. 235.

[38] Abgedruckt in deutscher Übersetzung in: RKZ 33 (1910), Nr. 41 vom 9. Oktober 1910.

[39] Verhandlungen der fünften ordentlichen Synode der evangelisch-reformierten Gemeinden der Provinz Hannover zu Aurich vom 18. bis 21. Oktober 1910. Aurich 1910, S. 20.

[40] So im Bericht über die Synode in RKZ 33 (1910), S. 370.

[41] Graafschap-Bentheimsche en Oostfriesche Grensbode 27 (1909), Nr. 664 vom 24. Juli 1909, S. 3.

[42] Jubilé de Calvin, S. 249f.; RKZ 32 (1909), S. 297; in deutscher Übersetzung in: Reformiertes Sonntags-Blatt [Lippe] 19 (1909), S. 29. Vgl. Jubilé de Calvin, S. 250: „[...] sous les divergences secondaires, cette unité vivante [...]“ Eine ähnlich optimistische schweizerische Sichtweise eines Beteiligten ist die des späteren Berner Professors Wilhelm Hadorn: „Wie stark trotz des Fehlens eines äußeren Bindegliedes die innere Verwandtschaft des reformierten Protestantismus noch heute ist, hat sich im Jahre 1909 bei Anlaß des Calvinjubiläums gezeigt.“ Ders., Art. Reformierte Kirche. In: RGG III (1913), Sp. 2109-2115, hier: Sp. 2114f. Vgl. auch dass. in der zweiten Auflage der RGG, Bd. IV (1930), Sp. 1787-1793, hier: Sp. 1792: „Die glänzende Feier des Calvinjubiläums in Genf im Jahre 1909 brachte die R[eformierte]n K[irche]n wieder in Fühlung miteinander und belebte das Interesse für die Calvinforschung. Aber erst der Weltkrieg brachte dem reformierten Protestantismus die Neubelebung [...]“

[43] RKZ 32 (1909), Nr. 50 vom 12. Dezember 1909 (Korrektur der Zahl, aaO., S. 401).

[44] RKZ 33 (1910), S. 178; A. Lang, Erinnerungen, S. 41.

[45] Calaminus (Burgprediger in Wettin), Das Reformationsdenkmal in Genf. In: RKZ 33 (1910), S. 105-107. 113f. Vgl. auch den Leserbrief dazu von Lucien Gautier, aaO., S. 180f. – Vgl. zu diesem Projekt auch Christoph Strohm, Calvinerinnerung am Beginn des 20. Jahrhunderts. Beobachtungen am Beispiel des Genfer Reformationsdenkmals, in: Stephan Laube/Karl-Heinz Fix (Hg.), Lutherinszenierung und Reformationserinnerung (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, 2), Leipzig 2002, S. 211-225.

[46] Landeskirchliches Archiv Detmold, Dep. Archiv Reformierter Bund, Nr. 76. – Dem Vf. ist nicht bekannt, wann der Fonds aufgelöst worden ist bzw. wer diesen heute verwaltet. – Im Jahre 2008 wurde erneut eine Calvin-Stiftung gegründet! Die Ziele sind ähnlich.

[47] Vgl. August Lang, Zu Calvins 350. Todestage. In: RKZ 37 (1914), S. 289-290. Darin verwahrt sich Lang schon etwas resigniert gegen die Klischees über Calvin, die 1914 besonders von der katholischen Presse verbreitet worden sein sollen.

[48] Denkschrift von Friedrich Wilhelm Bleske-Viëtor und Johann Adam Heilmann vom 22. Juni 1914: Gründe und Wünsche betr. Errichtung von theologischen Dozentenstellen für die ev.-reformierte Kirche an der Universität Göttingen. In: Matthias Freudenberg (Hg.), Chronik des Reformierten Studienhauses in Göttingen 1938-1947. Wuppertal 1999 (EBrP 2), S. 91-94, hier: S. 91.

[49] Peter Barth, Fünfundzwanzig Jahre Calvinforschung 1909-1934. In: ThR NF 6 (1934), S. 161-175. 246-267, hier: S. 163. – In die selbe Kerbe schlägt Wilhelm Niesel, Die wichtigste Calvin-Literatur der letzten 50 Jahre. In: RKZ 100 (1959), Sp. 293-298.

[50] Vgl. auch Wilhelm Kolfhaus, Wie wurde das Erwachen der Reformierten in Deutschland möglich? In: RKZ 83 (1933), S. 221f. Darin würdigt Kolfhaus E.F.K. Müller als den Theologen, mit dessen Lebenswerk die Calvin-Renaissance verknüpft sei. „Wo in den Gemeinden dieses Erbe Calvins [sc. die von Müller besorgten oder verantworteten Übersetzungen der Bibelkommentare und der Institutio] Calvins gebraucht wird, erwacht wieder reformiertes Leben und Denken.“ (aaO., S. 222) Karl Barth bleibt in diesem Artikel von 1933 unerwähnt; man mag ihn finden unter den „[j]üngere[n] Kräfte[n]“, die „das von Professor Müller begonnene Werk mit auf ihre Verantwortung nehmen“ (ebd.).

[51] A. Lang, Erinnerungen, S. 104ff, hier: S. 105.

[52] München 1934.

[53] Helmut Gollwitzer, Lutherisch, reformiert, evangelisch. In: EvTh 1 (1934/35), S. 307-326, hier: S. 310.

[54] Diese Tagung wurde vorbereitet von Karl Halaski. – Diesem treuen Helfer in vielen Jahren müsste der Reformierte Bund endlich ein Andenken stiften, das zwar angekündigt, nicht aber erschienen ist, vgl. RKZ 137 (1996), S. 109. Vgl. zu Halaski: H. Hollenstein, Nachruf auf Karl Halaski. In: aaO., S. 60f.; Walter Herrenbrück, Ein Dankesbrief an einen Verstorbenen. Erinnerungen an Karl Halaski. In: aaO., S. 109-112. Leider ist Halaskis Teilautobiographie bis heute nicht publiziert.

[55] Dürfte man heute nicht noch hinzufügen: auch nicht exklusiv bei Karl Barth? – auch vor ihm gab es reformierte Theologie, die leider allzuoft von einem Barthschen Standpunkt bzw. einer Nach-Barth-Perspektive aus beurteilt wird.

[56] Vgl. auch Hans-Georg Ulrichs, Kirchenkampf als permanente Bewährungsprobe. Wilhelm Niesels „gradliniger Weg“ als reformierter Kirchenpolitiker nach 1945 – ein Beitrag zur Geschichte der Reformierten in Deutschland im 20. Jahrhundert, in: Wilhelm Niesel – Theologe und Kirchenpolitiker. Ein Symposion anlässlich seines 100. Geburtstages an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, hg. von Martin Breidert und Hans-Georg Ulrichs (EBzrP 7), Wuppertal 2003, S. 35-74.

[57] Hans Helmut Eßer, Art. Reformierte Kirchen. In: TRE XXVIII (1997), S. 404-419, hier: S. 416, Z. 5f.

[58] Vgl. RKZ 32 (1909), S. 302f.

[59] Vgl. etwa Willem Nijenhuis, Die Aufgabe der reformierten Kirchen in der ökumenischen Bewegung. In: Calvin-Studien, hg. von Jürgen Moltmann. Neukirchen 1960, S. 62-83, hier: S. 63: „Noch immer wissen viele über Calvin nicht mehr, als daß er die Prädestination gelehrt und Servet zum Tode verurteilen ließ.“

[60] Hartwig Weber, Religion. Lexikon der Grundbegriffe in Christentum und anderen Religionen (ursprünglich 1986 unter dem Titel „Jugendlexikon Religion“). Reinbek bei Hamburg 1992, S. 110-112.

 

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