Calvin und seine Wirkungsgeschichte - Innovation, Restauration, Menschlichkeit

7. Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus vom 22. bis 24. März 2009

Vorträge rund um Johannes Calvin, einen ''großen Denker der Moderne'' und Reformator Europas. Ein Bericht von Tagung in der Johannes a Lasco Bibliothek Emden. Von Barbara Schenck

„Humanitas. Mensch und Menschlichkeit bei Calvin“ (Millet)
Doppelte Prädestination in Frankreich (Stricker)
Reformierte Reformation im Großfürstentum Litauen (Daugirdas)
Calvin … und was vom Reformator übrig bleibt (Huizing)
Sind die Reformierten CalvinistInnen?
Die Kirche als erwählte Schar (Freudenberg)
Auf dem Boden kriechend Gottes herrlicher Zukunft entgegen (Plasger)
Fotostrecke

„Was weiß man gemeinhin von Calvin? Verrat! Theokratie! Finsteres Gesetzeschristentum! Ein finsterer, unfreundlicher Gott …! Praedestinationslehre!“ – diese Worte aus Otto Webers Calvinvorlesung 1936 gelten „gemeinhin“ auch noch im Calvinjahr 2009. Einen „großen Denker der Moderne“ hingegen nannte Tagungsleiter Jan Marius Jacob Lange van Ravenswaay Johannes Calvin. Ohne ihn hätte es den niederländischen Freiheitskampf im 16. Jahrhundert und damit auch die niederländische Demokratie wohl nie gegeben.
Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten auf der 7. Emder Tagung zur Geschichte des Reformierten Protestantismus keine aufgewärmten Klischees. Im Gegenteil. Als Bestandteile einer „schwarzen Legende“ setzte Olivier Millet die um Calvin rankenden Bilder der Unmenschlichkeit in ihren zeitgenössischen Rahmen. Mit seinem Vortrag zu „Humanitas. Mensch und Menschlichkeit bei Calvin“ öffnete der aus Paris angereiste Professor den Zuhörenden einen Blick auf Calvins Selbstverständnis als Werkzeug einer Botschaft.

„Humanitas. Mensch und Menschlichkeit bei Calvin“

Von drei verschiedenen, insbesondere in der Renaissance ausgeprägten Bedeutungen des Wortes humanitas ausgehend, ordnete Millet autobiografische Aussagen Calvins, Biografien über ihn sowie die Menschlichkeit in seiner Theologie als Gegenüber zur divinitas und als humanitas dei in den jeweiligen zeitgenössischen Kontext ein.
Eine franziskanische imitatio Christi im eigenen Leiden zu leben, habe Calvin als „lächerliches, abgöttisches Nachahmen“ abgelehnt und seinem eigenen Geistesleben kein Interesse geschenkt, wie das auch andere französischsprachige reformierte Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts taten. Calvins Aussage „Von mir rede ich ja nicht gerne“ habe dazu beigetragen, eine „literarische Figur“ zu schaffen. Wie Johannes der Täufer hatte Calvin die Funktion, auf Gott hinzuweisen, seine humanitas hatte in Bezug auf die divinitas die Rolle eines Werkzeugs und eines Zeugen, so Millet: „Der Mensch Calvin ist nur das Instrument einer Botschaft“. Calvin nahm seine eigene Rolle im Rahmen eines „komplexen prophetischen Modells“ wahr. In seinem Wunsch nach einer anonymen Grabstätte spiegle sich ein Hinweis des Kirchenvaters Chrysostomos, die Grabstätten der Propheten und Apostel seien anonym geblieben, um jeder Aberglaubensversuchung vorzubeugen. „Böswillige Zungen“ könnten nun anmerken, meinte Millet, dass sich in Calvins Wahl der anonymen Grabstätte Hochmut zeige. Millets Fazit: Bis in Calvins Berufung hinein bliebe „die Menschlichkeit menschlich, zweideutig und der Gnade Gottes bedürftig“.
Die Biografien Calvins zeigen von seinem Tod bis ins 20. Jahrhundert stereotype Züge von Gegen-Heiligengeschichten, geprägt von Gottlosigkeit und Unmenschlichkeit. Im Gegenzug bemühe sich eine „apologetisch-biographische Literatur“, die Tugenden des Reformators zur Geltung zu bringen. Bei aller Sympathie für die Deutung Calvins als „Begründer der modernen westlichen Welt“ hielt Millet fest: Im besten Falle könne heute „durch die Umstände seines Lebens die religiös-soziopolitische Lage und Strategie des Kirchenmannes sowie die Rezeption seines Werkes durch seine Zeitgenossen aufgeklärt und interpretiert werden“.

Das Wort humanitas bedeutete bei Erasmus von Rotterdam, dem Humanisten, der Calvin stark beeinflusste, den Menschen als Wesen zu sehen, das „zum Sozialleben geschaffen ist“. Aus dem Titusbrief entnahm Calvin noch eine weitere Bedeutung der humanitas, die humanitas dei. Mit diesem Begriff unterstrich Calvin die Güte Gottes. Die humanitas war für Calvin das höchste Maß seines Lebens und seiner Botschaft, allerdings konnten bei ihm humanitas und divinitas „gegeneinanderstoßen und sich widersprechen“, so z.B. in seinem Traktat gegen Michael Servet, aber auch in Bezug auf sein eigenes Leben. Die göttliche Berufung in den Dienst an dem „bösen Volk“ in Genf und die damit verbundenen Erfahrungen, verspottet zu werden, umlagert zu sein, keine Ruhe zum Studieren und Schreiben zu haben, empfand Calvin als etwas Unmenschliches, das er, so Millet, „im Lichte seiner Spiritualität der stetigen Prüfung durch Gott deutete“. In Calvins Schriftauslegung, z.B. im Psalmenkommentar oder in seiner Deutung des Zorns bei Propheten und Aposteln, findet sich oftmals „eine Art indirektes Selbstporträt“. Auch in diesem „paradoxalen Sinn“ möchte Millet Calvins berühmte Worte verstehen: „Wenn Gott erkannt wird, wird auch die Menschlichkeit gepflegt“.

Doppelte Prädestination in Frankreich

Nicola Stricker, Professorin für Dogmatik in Paris und frisch gewähltes Mitglied im Vorstand der Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus, sprach zur Wirkungsgeschichte Calvins in Frankreich. „Zwischen Innovation und Restauration“ positionierte sie das Erbe Calvins im Frankreich des 17. Jahrhunderts, wo nur 5% der Bevölkerung evangelisch waren. Der Streit um das richtige Verständnis der Erwählungslehre, speziell der doppelten Prädestination, nach der Gottes ewiger Ratschluss die einen Menschen zum ewigen Leben und die anderen zur ewigen Verdammnis vorherbestimmt, prägte die theologischen Debatten in Frankreich, beeinflusst von dem Streit in den Niederlanden. Dort hatte die Synode von Dordrecht 1618/19 die Lehre des Jacobus Arminius (1560-1609) und damit die Vorstellung, Gott habe beschlossen, alle Menschen zu retten, verurteilt. Viele „Arminianer“ flohen aus den Niederlanden ins benachbarte Frankreich, wo sie nicht verfolgt wurden. Unter den französischen Gelehrten standen sich Pierre Du Moulin (1568-1658) in Sedan als Vertreter einer rigiden Auslegung der Erwählungslehre und Moyse Amyraut (1596-1664) gegenüber. Amyraut lehrte an der Akademie Saumur (1599/1600 – 1985) unter Berufung auf Calvin einen „hypothetischen Universalismus“: Gott wolle das Heil aller Menschen, die glaubten. Die französische Nationalsynode von 1637 bedachte Amyraut für seine weitere Lehre nur mit wenigen Auflagen, und 1649 wurde eine Einigung der Kontrahenten in Frankreich erzielt.
Während zeitgenössische Theologie in Deutschland „gemeinhin“ nicht von dem im Ratschluss Gottes Verworfenen spricht und sich mit einer Deutung der Prädestinationslehre als „Theologie der Verfolgten“ und dem ihnen zugesprochenen Trost angesichts eines bevorstehenden Todesurteils begnügt, erinnerte Herman J. Selderhuis, Professor in Apeldoorn, mit einer Nachfrage zum Vortrag, an die reformierte Orthodoxie. Diese hält auch heute noch an den Dordrechter Canones und der doppelten Prädestination vor dem Sündenfall fest.

Reformierte Reformation im Großfürstentum Litauen

In die Wirkungsgeschichte von Calvins Theologie im Nordosten Europas, konkret in Litauen, führte die Rede des diesjährigen Trägers des J. F. Gerhard Goeters-Preises, Kestudis Daugirdas. Der litauische Theologe Daugirdas erhielt den mit 2500 Euro dotierten Preis für seine von Irene Dingel in Mainz betreute Dissertation über den polnisch-litauischen Theologen Andreas Volanus und die Reformation im Großfürstentum Litauen. Daugirdas trug vor, wie Volanus in Kontroversen mit den Jesuiten begann, seine Schriften auf Lateinisch zu verfassen, damit die ganze Welt die Lehre der Gegenreformation als falsch erkenne. Anhand der Verbreitung der Confessio Helvetica posterior, dem Zweiten Helvetischen Bekenntnis von 1566, hob Volanus die Einheitlichkeit reformierter Bekenntnisse hervor. Sie würden alle aus dem einen göttlichen Geist stammen. Damit habe Volanus die Eintracht der Reformierten über Ländergrenzen hinweg überhöht, räumte Daugirdas ein.

Mit der Preisverleihung an einen jungen Theologen aus Litauen ist über die Auszeichnung einer hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit hinaus die Hoffnung verbunden, dass nun auch das geistliche Erbe des baltischen Landes weiter westlich bekannt wird – nicht nur die touristischen Attraktionen, die, so Kulturattachée Rasa Balcikonyte in ihrem Grußwort, noch am ehesten in Deutschland bekannt seien.

Calvin … und was vom Reformator übrig bleibt

Mit Klaas Huizing trat ein über die Grenzen der „TheologInnenzunft“ hinaus als Literat bekannter Autor das Rednerpult. Auch er ging der Frage nach, wie Calvins Prädestinationslehre zu deuten sei. Anders als viele der anwesenden Calvin-ForscherInnen hob er die besondere Bedeutung der frühen Schriften Calvins hervor, insbesondere seines Kommentars zu Senecas De clementia. Die Heimarmene, die Rede von Schicksal und Vorsehung in der Stoa, gepaart mit der Vorstellung, das Übel sei ein konträrer Gegensatz des Guten, bietet demnach eine Weltsicht, an die Calvin anknüpfen und die er überbieten konnte mit der Lehre von der doppelten Prädestination, von der Erwählung und ihrem Gegensatz der Verwerfung, verankert im majestätischen Handeln Gottes. Ein „ Element der Entängstigung“ nannte Huizing dabei als Pointe dieser Lehre Calvins.
Zum abschließenden Vergnügen beim Nachdenken der Theologie Calvins zog Huizing eine Flasche „Calvinbier“ unter dem Rednerpult hervor. Eine galante Überleitung zum gemütlichen Abend mit Büffet und Musik, zu dem die Evangelisch-reformierten Kirche einludt.

Sind die Reformierten CalvinistInnen?

Kurzvorträge mit Diskussion, ein wichtiger Bestandteil jeder „Emder Tagung“, konnte auch in diesem Jahr ein ruhiger Austausch sein oder ein etwas heftigeres Streitgespräch. Zu hören waren: Oswald Becker, Dr. Albert de Lange, Dr. Achim Detmers, Dr. Görge Hasselhoff, Hartmut Hegeler, Prof. Dr. Alasdair Heron, Dr. Marco Hofheinz, Dr. Detlef Metz, Andreas Pietsch, Jürgen Reuter, Dr. Vicco von Bülow.
Die Reformierten könnten sich doch Calvinisten nennen, wurde im Rahmen einer der Kurzreferate vorgeschlagen. Prompt hätten die Reformierten ihren Protestantismus gezeigt und sich demonstrativ von den Stühlen im Sitzungssaal erhoben. So wurde wenige Minuten nach dem Ereignis der reformierte Vorbehalt gegen die Bezeichnung „Calvinismus“ schon als Anekdote erzählt. Bei aller Achtung und Wertschätzung für Calvins Theologie ein klares Nein zum Personenkult.

Die Kirche als erwählte Schar

Flexibilität und Engagement sind von WissenschaftlerInnen gefordert, die im Heimatland Martin Luthers die Geschichte der Reformierten erforschen. Das umfasst den Verzicht auf Honorare ebenso wie die spontane Bereitschaft, für einen erkrankten Kollegen einzuspringen. Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel, musste kurzfristig absagen. An Stelle seines Vortrags zu „Calvin und die Entwicklung europäischer Universitäten“ sprach Matthias Freudenberg, Professor in Wuppertal, über „Calvin und die Entwicklung des reformierten Verständnisses der Kirche“.
Dem Sinn der ersten Berner These von 1528 entsprechend habe auch Calvin Christus als das eine Haupt der Gläubigen hervorgehoben. Über Ulrich Zwingli, Berthold Haller und Franz Kolb hinaus trug er jedoch den „Erwählungsgedanken in die Begründungsstruktur der Kirche“ ein, so Freudenberg. Zweck der Kirche als der „vom dreieinigen Gott erwählten ‚Schar’“ sei, Menschen in die Gemeinschaft mir Christus zu führen und darin zu stärken. Dazu dienen die Kirchenordnung, die Ämter, die Kirchenzucht und die Sakramente. Artikel 7 der Confessio Augustana entsprechend zähle auch Calvin in der Institutio nur Predigt und Sakramentsverwaltung zu den Kennzeichen der Kirche, deute in anderen Texten aber auch „die Bedeutung von Kirchenordnung, Kirchenzucht und Ethik für das Wesen der Kirche“ an, sagte Freudenberg. Eine „theologische Innovation Calvins“ nannte er die Entwicklung einer ekklesiologischen Dimension aus den drei biblischen Ämtern des Gesalbten im Alten Testament. In Calvins Ämterlehre haben die Christen teil an dem prophetischen, dem priesterlichen und dem königlichen Amt Christi. Im Zuge der weiteren Entwicklung von Kirchenverfassungen und -ordnungen wurde dann allerdings Calvins „Denkmodell“ eines dreifachen Dienstes der Gemeinde „zugunsten der funktionalen Ämterlehre in den Hintergrund gedrängt“.
Ausgehend von Calvin bekam eine dem Evangelium gemäße Kirchenordnung einen hohen Stellenwert für reformierte Kirchen. Freudenberg zog Linien von Genf zum Hugenottenbekenntnis in Frankreich, in die Niederlande, nach Schottland, zum Heidelberger Katechismus und der Einführung der presbyterial-synodalen Ordnung durch die Beschlüsse des Weseler Konvents und die Artikel der Emder Synode, die bis heute die Evangelische Kirche in Deutschland prägen und „mit einem entscheidenden calvinischen Akzent“ bereichern. Auf dem Weg über die Barmer Bekenntnisse sei Calvins Verständnis der Kirche auch zu den jungen reformierten Kirchen in Asien und Afrika gelangt. Das Belhar-Bekenntnis von 1982/86 nimmt gegen die ungerechte Spaltung der Kirche durch die Apartheid Stellung und sieht die Aufgabe der Kirche auch darin, die Einheit sichtbar zu machen. Eine „innovative Anknüpfung“ an Calvin erkennt Freudenberg in dieser Sicht der Einheit der Kirche. Der calvinische Leitgedanke der Einheit werde in seiner theologischen Substanz gewahrt, aber auch kontextualisiert. Es könnte sein, schloss Freudenberg, dass „die reformierten Kirchen, die als erste von Calvin gelernt haben, entscheidende calvinische Impulse von den Kirchen erhalten, deren Begegnung mit Calvin jung ist“.

Auf dem Boden kriechend Gottes herrlicher Zukunft entgegen

Nach der Vergewisserung, was reformierte Kirche auszeichnet, mussten sich im anschließenden Gespräch auch die reformierten Christinnen und Christen eingestehen, aus guten Erkenntnisse folgt nicht immer das richtige Handeln. Aus der „demokratisch“ gedachten Gemeindeleitung und der kollegialen Supervision kann in der sichtbaren Kirche ein Coetus reformierter Prediger entstehen, der die eigentlich der Synode vorbehaltenen „übergemeindlichen“ Entscheidungen fällt, wie einst in Ostfriesland geschehen. Auch die Kirche als „geistliches Reich Christi“ ist weder vollkommen noch vollendet, die Glaubenden kommen nur „wankend und hinkend, ja auf dem Boden kriechend“ voran (Institutio III,6,5), wie Georg Plasger, Professor in Siegen, in seinem Vortrag zu „Calvins lebensbejahender Eschatologie“ das Nachdenken über Calvins Kirchenverständnis weiterführte. Die „Niederungen des kirchlichen Alltags“ stehen nach Calvin „in eschatologischer Perspektive“, so Plasger. Dabei stärke „das partielle Erleben der Kirche“ auf Erden die „Hoffnung auf das zukünftige Reich Gottes“ wie auch in umgekehrter Richtung „die Aussicht auf da, was kommen wird“, die Kirche zu stärken imstande sei.

Eine eigene „Eschatologie“ habe Calvin nicht geschrieben, aber seine ganze Theologie sei „von der Hoffnung auf Gottes herrliche Zukunft bewegt“. Dem Kapitel „Meditatio futurae vitae“ – Vom Trachten nach dem zukünftigen Leben (Institutio III,9) stellt Calvin im Rahmen seiner Lehre von der Heiligung Gedanken zur Selbstverleugnung (abnegatio nostri) voraus. Selbstverleugnung heißt für die Christen als „Kollektiv von Wankelgestalten“, so Plasger, im Wesentlichen: „Nicht sich selbst höher achten als den anderen und als Gott, auch weil Gott durch den anderen zu uns kommt.“ Christliches Leben geschehe laut Calvin in „Trübsal“. Diese Trübsal gründe zum einen darin, dass christliches Leben sich vollzieht, indem wir dem Herrn Christus, der auch Trübsal erlitt, gleichgestaltet werden, zum anderen bringe sie Geduld und stärke dadurch den Glauben, und des Weiteren diene Trübsal der Erziehung. Diese ist nötig, denn wie widerspenstige Pferde, die nach einer Zeit des Müßiggangs vor Wildheit nicht mehr zu zähmen seien, schlügen auch Christen „dick und fett geworden“ gegen den aus, der sie „aufgezogen und ernährt“ hat (vgl. Institutio III,8,5). Doch in all dem soll die Bitterkeit des Kreuzes durch geistliche Freude gemildert werden (vgl. Institutio III,8,10).
Im Vergleich mit der zukünftigen Herrlichkeit ist das Leben auf Erden Jammertal und Elend. Diese Sicht auf das irdische Leben im „Vergleich“ solle jedoch nicht dazu führen, das Leben auf Erden zu verachten. Die irdischen Güter sind laut Calvin nicht nur zu unserer Versorgung, sondern auch zu unserem „Ergötzen“ und zu unserer „Freude“ geschaffen. Nur sollen die Christen nicht im Schwelgen versinken und sich von wachsenden Begierden gefangen nehmen lassen.

Calvins Eschatlogie bleibe nicht stehen beim Sehnen nach einer noch nicht eingetretenen Herrlichkeit, sagte Plasger. Der Heilige Geist bewirke, dass Christen schon jetzt himmlisch sind. Die vom Geist geschenkten Erfahrungen der den Tod überdauernden Gemeinschaft mit Christus seien jedoch in diesem Leben nicht eindeutig. Die geschenkten Fortschritte im Glauben gehen Hand in Hand mit der Trübsal. „Neue Kreatur“ sind Christen auf dieser Welt immer nur „partiell“, so Plasger: „Das partielle Erleben aber stärkt die Hoffnung auf das zukünftige Leben wie ebenso die Aussicht auf das, was kommen wird, oder besser: auf den, der kommen wird, den Glauben zu stärken imstande ist“.

Was die Teilnehmenden im Blick auf die Zukunft der Erforschung der Geschichte des reformierten Protestantismus bewegte, sprach Alasdair Heron zum Ende der diesjährigen Tagung aus: die Hoffnung, in zwei Jahren wieder in der Johannes a Lasco Bibliothek tagen zu können.

Im Herbst 2009 werden die Vorträge und eine Auswahl der Kurzreferate im foedus-Verlag/Neukirchener Verlag erscheinen.

Barbara Schenck, Rinteln

Fotostrecke

Lange van RavenswaayPfr. Dr. Jan Marius Jacob Lange van Ravenswaay

 

 

 

 

 

 

Ulrichs, Freudenberg, Stricker

Auf dem Podium von links nach recht:
Pfr. Dr. Hans-Georg Ulrichs,
Prof. Dr. Matthias Freudenberg,
Prof. Dr. Nicola Stricker

 

 

 

Prof. Dr. Olivier Millet

 

 

 

Prof. Dr. Nicola Stricker

Prof. Dr. Matthias Freudenberg, Pfr. Dr. Jan Marius Jacob Lange van Ravenswaay 

  


Barbara Schenck
Band 13 - Vorträge der 7. Emder Tagung zur Geschichte des reformierten Protestantismus

hrsg. von Matthias Freudenberg und J. Marius J. Lange van Ravenswaay